Rübelt wurde in Österreich zum bekannten und begehrten Sport-Bildberichterstatter, der sich aber nicht nur auf sein Spezialgebiet beschränkte, sondern auch zahlreiche Reportagen zu zeitgeschichtlichen Themen oder Reisereportagen veröffentlichte.

Erste Republik

Rübelts Fotos der Gerichtsprozesse gegen die Giftmörderinnen von Szolnok, Ungarn (1929) bzw. gegen den Eisenbahnattentäter Matuska (1932) gingen durch die Weltpresse. Gerade diese Bildreportagen, die ihn als vielseitigen Chronisten der Zeitgeschichte ausweisen, bedürfen der besonderen Erwähnung und zeigen seinen unverwechselbaren Stil.

So "verdanken" wir ihm neben Bildmaterial der beiden Wehrverbände, des republikanischen Schutzbunds und der christlich-sozialen Heimwehr auch sehr eindrucksvolle Bilder von Kundgebungen der Nationalsozialisten in Wien, die mit ihren antisemitischen Parolen in den 1930er-Jahren die Straße eroberten.

Nationalsozialismus

Der Bedarf der nationalsozialistischen Propagandamaschinerie an routinierten Bildberichterstattern, die in der Lage waren, mit ihren Aufnahmen die Gefühle der Massen anzusprechen, kam den Fähigkeiten und Ambitionen Lothar Rübelts entgegen.
Am 3. April 1938 fotografierte Rübelt Hitler bei seinem Propagandafeldzug durch Österreich in der Weitzer Maschinenhalle in Graz und verfasste eine Bildreportage für das "Interessante Blatt" ganz im Sinne der nationalsozialistischen Propaganda.

Ab Herbst 1938 war er Bildberichter einer Propagandakompanie im Sudetenland und bis Jänner 1940 Kriegsberichterstatter im Polenfeldzug. 1940/1941 war er für die Organisation Todt in Russland tätig, anschließend wurde er in der Reserve einer Propagandakompanie versetzt und fotografierte unter anderem für die Illustrierte „Koralle“ und die NS-Auslandspropaganda-Illustrierte „Signal“. Ab Oktober 1942 arbeitete er im Reservelazarett IX des Chirurgen Lorenz Böhler in Wien als Sanitäter, Filmer und Fotograf.

Dass Rübelt dem nationalsozialistischen Regime nicht widerwillig diente, sondern im Gegenteil persönlich nahestand, ist mehrfach bezeugt. So bewarb er sich, bereits seit 1934 ein Gesellschafter des „Wienzeile-Kinos“, um die Besitzanteile der jüdischen Mitgesellschafterin Charlotte Hager. Seinem Antrag wurde stattgegeben, er erhielt die Anteile im Umfang von 18,75 %. Eine Rückstellungsklage der Erbinnen nach Charlotte Hager endete 1949 mit einem Vergleich.

Zweite Republik

Nach Kriegsende widmete sich Rübelt nahtlos der fotografischen Tätigkeit für zahlreiche Illustrierte. Zu seinen größeren Arbeiten gehörten unter anderem zwei Reportagen für die von der amerikanischen Militärregierung in München herausgegebene Illustrierte „Heute“. 1947 berichtete er ausführlich über die Salzburger Festspiele, 1948 über die Olympischen Sommer- und Winterspiele in London und Sankt Moritz.

Daneben arbeitete er für die „Wiener Illustrierte“, die „Quick“, den „Stern“ und die „Picture Post“. Zu seinen Themen gehörten dabei auch politische Fotoreportagen. So begleitete er Bundeskanzler Raab 1958 auf seinen Staatsbesuchen in die USA, nach Rom und Moskau. Diese Besuche dokumentierte er in der für ihn ungewöhnlichen Farbfotografie.

Mit dieser konnte er sich allerdings nie wirklich anfreunden. Obwohl die Presse nach bunten Bildern lechzte, hat er eindeutig die Ästhetik über die Verkaufbarkeit gestellt. Rübelt war und blieb ein Schwarz-Weiß-Fotograf.

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Gesellschaft

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