Milena Verlag (ehemals Wiener Frauenverlag), gegründet 1980. In der allgemeinen Aufbruchstimmung zu Beginn der 1980er-Jahre, die einen Umschwung im öffentlichen Diskurs hin zu Frauenthemen versprach, gründeten neun Frauen den ersten und bis dato noch immer einzigen feministischen Verlag Österreichs. Ziel des "Wiener Frauenverlages" war eine Intensivierung der Verbreitung der bis dahin in der österreichischen Verlagslandschaft eher marginalisierten Frauenliteratur, weshalb konsequenterweise entschieden wurde, ausschließlich von Frauen verfasste belletristische und wissenschaftliche Literatur zu veröffentlichen. Bei der Auswahl der Texte wird Wert darauf gelegt, daß nicht die tradierten alten Muster in Familie und Gesellschaft reproduziert werden, sondern das Verhältnis zwischen den Geschlechtern, die Position von Frauen im gesellschaftlichen und sozialen Kontext behandelt werden. Wie groß der Bedarf an einem sich ausschließlich mit frauenspezifischen Themen befassenden Verlag tatsächlich war und auch heute noch ist, belegt das simple Faktum, daß selbst noch in den 1990er-Jahren rund 70% aller Veröffentlichungen von Männern, aber nur 30% von Frauen stammten. Die ersten Jahre des Verlags (mit dem Erstling "Aufschreiben") gestalteten sich überaus schwierig, es existierte eigentlich nur eine Postanschrift, Büro und Lager waren auf mehrere Privathaushalte der Mitarbeiterinnen verteilt. Erst 1984 konnte erstmals im Rahmen des AkademikerInnentrainings eine Frau fest angestellt werden. Idealismus und Engagement sicherten in dieser Zeit den Fortbestand. Nachdem der Verlag 1986 in ernste finanzielle Schwierigkeiten geriet - bis dahin war die Zahl der jährlichen Publikationen mit 2 Büchern bewußt sehr niedrig gehalten worden -, kam es zu einer Neustrukturierung und zu einer Adaptierung des Programms auf die real existierenden Bedingungen des Buchmarkts. Um präsenter zu sein, wurde der Ausstoß an Neuerscheinungen deutlich gesteigert, was den Verlag in Folge besser in der Verlagslandschaft positionierte. Im selben Jahr übersiedelte der Verlag in die Lange Gasse im 8. Wiener Gemeindebezirk. Der anfangs chronische Mangel an finanziellen Ressourcen zwang die Mitarbeiterinnen Mitte der 1980er-Jahre, bei der Frankfurter Buchmesse mit einem Bauchladen durch die Hallen zu wandern; erst Ende der 1980er Jahre, mit der zunehmenden Konsolidierung, konnte sich der Verlag einen eigenen Messestand "leisten". 1997 wurde der Verlag, um eine stets latente allzu starke lokale Identifikation zu vermeiden, in Milena Verlag umbenannt. Mehrere Reihen bildeten seit den 1980er-Jahren das Rückgrat der Produktion: neben einer allgemeinen belletristischen Reihe existierte seit 1998 eine Reihe "Lesbenliteratur", die sich verstärkt um Erzähltexte aus osteuropäischen Ländern bemühte. Einen wesentlichen Bestandteil des Verlagsprogramms machten die seit 1982 bestehende Reihe "Frauenforschung/Feministische Theorie" sowie die "Dokumentationen" aus, die sich als Forum für internationale feministische Forschung und Gender Studies verstanden. Sie sollten verstärkt jungen Wissenschaftlerinnen die Möglichkeit zur Publikation geben, weshalb auch fachspezifische Dissertationen und Diplomarbeiten veröffentlicht werden. In der Reihe "Giftmelange" erschienen Kriminalromane von deutschsprachigen Autorinnen, "Gesundheit und Wohlbefinden" unterstützt vor allem alternative Heilmethoden. Dem Erstling "Aufschreiben" folgten im Lauf der Jahre wichtige Titel wie etwa: Luce Irigaray: "Zur Geschlechterdifferenz" (1987); Anita Prammer: "Valie Export. Eine multimediale Künstlerin" (1988); Marie-Thérèse Kerschbaumer: "Für mich hat Lesen etwas mit fließen zu tun" (1989); Sylvia Treudl: "Sporenstiefel halbgar. Liebesgeschichten" (1990); Eva Anna Welles: "Am Rande der Geschichte. Roman" (1990); "Frauen über den Krieg" (1992); Else Feldmann: "Der Leib der Mutter" (1993); Elisabeth Young-Bruehl: "Anna Freud" (1995); "Schriftstellerinnen sehen ihr Land. Österreich aus dem Blick seiner Autorinnen" (1995); "20 bewährte Naturheilverfahren" (1997); "Johanna Dohnal. Eine andere Festschrift" (1999); "Wien lesbisch. Die Stadtführerin" (2001); "Schreibweisen. Poetologien. Die Postmoderne in der österreichischen Literatur von Frauen" (2003). 2007 kam es nach personellen Umstrukturierungen auch zu einer inhaltlichen Neuausrichtung des Verlagsprogramms, das sich nun auch männlichen Schriftstellern öffnet. 2009 übersiedelte der Verlag in neue Räumlichkeiten in der Wickenburggasse. Literatur: Natascha Anahita Lucojannakis: Milena Verlag. Die einzige VerlagIn Österreichs. Eine deskriptive Grundlagenuntersuchung des Frauenverlages von 1980 bis 2000. Graz: Dipl., 2000.

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