Grabstele aus Kalkstein mit der Darstellung eines Mannes, der beide Arme erhoben hat.

Stele des Athas

Griechisch, 2. Jh. n. Chr., Kalkstein
Pl. 8

Athas, Sohn des Maron, kinderlos, vorzeitig (verstorben), 31 Jahre alt, im Jahre 1, am 14. Phamenoth

Aus Terenuthis, einem Handelszentrum für Natron und Salz, stammt die umfangreichste Gruppe an römischen Grabsteinen in Ägypten. Diese Stelen zeigen einen ägyptisch-hellenistischen Mischstil. Von lokalen Künstlern geschnitten, sind sie Werke der Volkskunst, angefertigt für die ansässige Elite. Fast alle Grabsteine besitzen ein im Relief gearbeitetes Bildfeld und eine Inschrift.

Bei den Grabstelen lassen sich zwei Haupttypen unterscheiden:

  1. Stelen mit einer Totenmahl-Szenen sind am häufigsten. Sie zeigen den/ die Verstorbene(n) auf einer Kline (Lagerstatt) liegend. In der ausgestreckten Rechten ist eine Schale zum Trankopfer, in der Linken bisweilen eine Handgirlande zu sehen. Die Kleidung besteht aus einem kurzärmeligen Unter- (Chiton) und einem mantelartigen Obergewand (Himation). Zu Füßen der Kline stehen Opfergaben. Viele Stelen zeigen den altägypti­schen Totengott Anubis als Schakal.
     
  2. Oranten-Stelen: Die Pose des Oranten (Betenden) war in der gesamten antiken Welt verbreitet und ist Ausdruck der Frömmigkeit. Kopf und Körper sind in starrer Vorderansicht, die Beine in Profil. Unter den Orantenfiguren dominieren Kinder und Jugendliche, die vor der Ehe ver­starben. Vielleicht symbolisierte der Orantengestus den kindlichen Zustand der Unbekümmertheit, während Erwachsene eher beim Totenmahl, auf der Kline liegend, gezeigt werden.

Einige Stelen (sog. Serie Kappa) zeigen ungewöhnlicherweise mehrere Personen. Die Inschriften dieser Stelen überliefern stets dasselbe Sterbedatum, nämlich den 11. Tag des Monats Hathyr im 20. Jahr eines ungenannten Kaisers. Als Datum kommt der 7. November 154, der 8. November 179 oder der 9. November 211 n. Chr. in Frage. Eine Interpretation setzt den Tod der genannten Menschen mit einer Pestepedemie in Verbindung, doch wären dann die Menschen nicht alle am selben Tag verstorben. Wahrscheinlicher ist daher ein Ereignis anderer Art, etwa der Einsturz eines Hauses oder ein Schiffsunfall. Bei diesem Unglück starben beinahe 40 Menschen, fast ausschließlich Frauen und Kinder.

Dieser Grabstein zeigt den Verstorbenen mit erhobenen Armen zwischen zwei Säulen. Die Säulen waren einst graublau bemalt. Links neben der Figur des Verstorbenen ist der Totengott Anubis als sitzender Schakal abgebildet. Unter dem Bildfeld steht die dreizeilige Inschrift.

In unserem Datenbankeintrag finden Sie weiterführende Literaturangaben und ein Digitalisat des Objektes.

Folgen Chat
JavaScript deaktiviert oder Chat nicht verfügbar.