125 Jahre Sportclub Rapid – Eine Erfolgsgeschichte in Grün-Weiß

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08.01.2024
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Altes Plakat mit Rapid-Logo und Text.

Anlässlich des 125. Geburtstags des Sportclubs Rapid möchte ich gerne wissen, wie es zur Umbenennung des Vereins gekommen ist und über die Anfänge des Fußballclubs recherchieren.

Frage: Anlässlich des 125. Geburtstags des Sportclubs Rapid möchte ich gerne wissen, wie es zur Umbenennung des Vereins gekommen ist und über die Anfänge des Fußballclubs recherchieren.

Am 8. Jänner 1899 gründete sich der Sportclub Rapid, dessen Wurzeln im Ersten Wiener Arbeiter-Fussball-Club liegen, welcher am 22. Juli 1897 von jungen Arbeitern aus der Ottakringer Hutfabrik Böhm gegründet wurde.1 Im Laufe seiner 125-jährigen Geschichte gewann der Verein zahlreiche Titel und ist der beliebteste Fußballverein des Landes.

Wir zeigen Ihnen anhand des Jubiläums von Rapid, wie Sie Quellen in der Österreichischen Nationalbibliothek zur Geschichte österreichischer Fußballvereine finden.

Wie wird’s gemacht? Unser Recherecheweg Step by Step

Step 1: Recherche im Online Katalog Quick Search

Zu Beginn suchen wir im Katalog „QuickSearch“, dem Online-Katalog der Österreichischen Nationalbibliothek, nach Büchern zu „Rapid Wien". Dabei setzen wir die beiden Suchbegriffe unter Anführungszeichen, um eine Phrasensuche (= Suche nach der gesamten Wortfolge) durchzuführen. Wir erhalten daraufhin 1.662 Einträge, darunter ebenso Fotos und Plakate. Wir wählen das Medium „Buch“ aus, woraufhin uns 56 Bücher angezeigt werden, die für unsere Recherche relevant sein könnten. 

Abb. 2: Suche – „Rapid Wien“

Einen idealen Einstieg, um mehr über die Geschichte Rapids zu erfahren, bietet „Rapid - die Chronik: 1899 - 1999“ von Roland Holzinger aus dem Jahr 1999. Darin wird berichtet, dass die Überlegung zu einer Namensänderung reifte, da ein Fußballverein, der sich zur damaligen Zeit als Arbeiterverein deklarierte, mit verschiedenen Hindernissen konfrontiert wurde.2 Ähnlich wird auch in der Publikation „Sportklub Rapid : Publikation des Österr. Fußball-Bundes“ von Karl Langisch argumentiert. Darin ist zu lesen, dass eine Umbenennung stattfand, „[…]um den ständigen Reibereien mit den k.u.k. Behörden wegen des angeblich provozierenden Vereinsnamen zu entgehen […].“3

Weiters ist die Festschrift „50 Jahre Sportklub Rapid“ äußerst empfehlenswert, da hier ein Überblick über Rapids internationale Spiele in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gegeben wird. Ohne dieses Buch hätten wir nie erfahren, dass Rapid im Sommer 1934 in Edinburgh 1:5 gegen Hearts of Midlothian verlor, wohingegen Bohemians Dublin 8:0 besiegt werden konnte und Franz Binder allein sieben Tore dazu beitrug.4

Für die Bestellung eines Buches aus dem Bestand der Österreichischen Nationalbibliothek wird eine gültige Benützungskarte benötigt. Der Großteil der Bände wird im Bücherspeicher unter den Lesesälen am Heldenplatz aufbewahrt, weswegen es in der Regel zwei Stunden dauert, bis das Buch zur Verfügung steht.

Um die Wartezeit sinnvoll zu überbrücken, gehen wir bei unserer Recherche zu den online verfügbaren Beständen der Österreichischen Nationalbibliothek über. Dafür wollen wir als Erstes nach zeitgenössischen Berichten zur Umbenennung des Sportklubs Rapids recherchieren.

Step 2: Recherche in historischen Zeitungen und Zeitschriften (ANNO)

Über die Plattform „ANNO“ finden wir historische, in Österreich erschienene Zeitungen in digitalisierter Form. Auf der Seite kann nach einer bestimmten Zeitung oder einem Datum gesucht werden. Weiters besteht die Möglichkeit des „Thematischen Einstieges“, in dem alle digitalisierten Zeitungen zu einem Themenbereich aufgelistet sind.

Zunächst möchten wir einen zeitgenössischen Zeitungsartikel zur Umbenennung des Vereins finden. Dafür nutzen wir die „Erweiterte Suche“. In unserem Fall recherchieren wir, ob „Sportclub Rapid“, in einer in Wien erschienenen Zeitung, zwischen 9. und 15. Jänner 1899 vorkommt.

Abb. 3: Erweiterte Suche in Anno

Leider erhalten wir dazu kein Suchergebnis, weshalb wir die Suche im nächsten Schritt breiter gestaltet werden. Wir suchen daher nur nach „Rapid“, die restlichen Werte bleiben gleich. Hierbei erhalten wir acht Ergebnisse, aber leider geht es bei den betreffenden Artikeln nicht um den Sportclub Rapid. Als dritte Variante suchen wir lediglich nach „Sportclub“. Und siehe da, auf diese Weise finden wir einen Artikel. Wenn wir „1 Treffer im Text“ anklicken, können wir bereits im Auszug sehen, dass es um den „Sportclub Rapid“ geht. Wir wollen natürlich den ganzen Beitrag lesen und klicken daher auf den Ausschnitt, um zum kompletten Beitrag zu gelangen.

Abb. 4: Neues Wiener Tagblatt, 10. Jänner 1899. Seite 34

Eine weitere Möglichkeit, in „ANNO“ zu suchen, ist der „Thematische Einstieg“. Hierbei können Zeitungen zu einem bestimmten Themenbereich gesucht werden. Wir gehen dabei zum Themenbereich Sport und sehen, dass uns die „Allgemeine Sport-Zeitung“ vorgeschlagen wird.

Die Zeitung erschien von 1880-1927 in Wien und deckt damit den Zeitraum unserer Recherche ab. Wir wählen die Ausgabe aus dem Jahr 1899. Im nächsten Fenster wird ersichtlich, dass es ein Jahresinhaltsverzeichnis gibt, in dem die Rubrik Fußball vermerkt ist.

Es sind mehrere Artikel zum Thema Fußball enthalten. Wir möchten nicht Seite für Seite durchblättern und wählen daher unter dem Punkt „Ausgaben“ direkt die Seite 69, auf der wir einen kurzen Bericht über die Umbenennung zu „Sportclub Rapid“ finden.

Abb. 5: Allgemeine Sport-Zeitung, 15. Jänner 1899. Seite 69.

Anhand der beiden Zeitungsberichte wird ersichtlich, dass Wilhelm Goldschmidt eine wichtige Rolle bei der Umbenennung des Vereins einnahm. Als Vorbild für den Namen diente „Rapide Berlin 93“, die zur damaligen Zeit einige Erfolge feierte.5 Wilhelm Goldschmidt wurde am 5. Juni 1942 nach Izbica, ein „Warteraum für das Vernichtungslager Belzec“ in Polen deportiert, wo er starb.6 An dieser Stelle sei das Buch „Grün-Weiss unterm Hakenkreuz“ von Jakob Rosenberg und Georg Spitaler erwähnt, in dem die Rolle von Rapid während der NS-Zeit aufgearbeitet wird.

Bei der Recherche in ANNO sollte bedacht werden, dass nur bereits digitalisierte Zeitungen angezeigt werden. Wir empfehlen zusätzlich auch die Recherche in physischen Zeitungen die – ebenso wie Bücher – über den Katalog „QuickSearch“ gesucht und bestellt werden können.

Step 3: Bildquellen-Recherche in ÖNB Digital

Als nächstes prüfen wir, ob es alte Fotos der Mannschaft gibt. Dafür verwenden wir „ÖNB Digital“. Zunächst geben wir als Suchbegriff „Rapid“ ein, erhalten auf diese Weise jedoch eine große Anzahl an Medien. Da wir auf der Suche nach Fotos zur Gründungszeit von Rapid sind, wird das Ergebnis mittels Filter verfeinert. Dafür wird die Kategorie „Bild“ ausgewählt sowie die Datierung „von 1899 bis 1920“ eingegeben. Nach der Auswahl der Filter zeigt uns das rote Feld, dass es drei Ergebnisse gibt.

Abb. 6: Suche in ÖNB Digital

Aufgrund der geringen Anzahl an Treffern ist eine Sortierung nicht notwendig. Wenn das Suchergebnis mehrere Fotos anzeigt, ist es möglich die Bilder nach Datum zu sortieren. Unter jedem Fototitel steht der Fotograf und das Aufnahmedatum. Somit ist schnell ersichtlich, dass das älteste Rapid-Foto auf ÖNB Digital mit 28. Mai 1917 datiert ist.

Abb. 7: Wien 14, Hütteldorfer Sportplatz, 28. Mai 1917

Das Foto zeigt drei Damen, die versuchen einen Blick auf das Geschehen am Feld zu erhaschen. Das Bild stammt aus dem Jahr 1917, daher handelt es sich um den „Rapid-Platz“, der im Volksmund „Pfarrwiese“ genannt wurde. Wenn in ÖNB Digital nach der „Pfarrwiese“ gesucht wird, wird neben dem obigen Bild noch ein weiteres angezeigt. Durch Anklicken des Fotos öffnet sich die Detailansicht. Darin sind neben den Metadaten weitere Details zum Objekt enthalten. So wird bei dem Foto erläutert, dass der WAF-Platz abgebildet ist. Dieser ist in direkter Nachbarschaft zum Pfarrplatz gelegen, weswegen im linken Eck ein Teil des Spielfeldes sowie die Tribüne der Pfarrwiese ersichtlich ist.

Hier trug der SK Rapid von 1912 bis 1978 seine Heimspiele aus und bot zur Eröffnung 8.000 Menschen Platz, was bereits für den damaligen Zuschauerzuspruch zu wenig war. Bereits zu jener Zeit gab es Pläne den Platz auszubauen, aber der 1. Weltkrieg verhinderte dies. Im Jahr 1921 befasste sich die Vereinsführung mit einem Stadionausbau, der 1922 beendet wurde. Von da an passten 22.000 Personen auf die „Pfarrwiese“.7 Hier sei auf „Das grosse Buch der österreichischen Fussballstadien“ verwiesen, für diejenigen, die sich mit den österreichischen Fußballstadien näher beschäftigen möchten.

Die anderen beiden Fotos zeigen Spielaufnahmen. Eines stammt vom 30. März 1919, als Rapid 2:0 gegen die Amateure, den späteren „Fußball-Klub Austria", gewann. Das andere zeigt eine Szene vom Spiel Rapid gegen Sparta Prag aus dem Jahr 1920, auf dem Josef Uridil sowie Richard Kuthan abgebildet sind.

Richard „Rigo“ Kuthan führte in der Saison 1911/12 Rapid als Kapitän zum Gewinn der ersten Fußballmeisterschaft Österreichs, an der damals nur Wiener Vereine teilnahmen.

Josef „Pepi, der Tank“ Uridil, war einer der ersten österreichischen Fußballstars und schrieb seine eigene Biografie mit dem Titel „Was ich bin und wie ich wurde“, das ebenfalls in der Österreichischen Nationalbibliothek gelesen werden kann.

Ein Text über Rapid endet am besten mit den Worten des „Fußballgottes“ Steffen Hofmann: „Lang lebe Rapid!“

Abb. 8: (Wiener) Sporttagblatt, 29. Mai, 1923. Seite 5. Im Hintergrund die Tribüne der Pfarrwiese.
Abb. 9: Fußball Rapid-Sparta Prag, 1920

Können wir Ihnen bei Recherchen helfen? Kontaktieren Sie unsere Bibliotheksexpert*innen:

Abt. Kundenservices, Leserberatung und Schulungsmanagement
Josefsplatz 1
1015 Wien

Persönlich: Mo.– Fr. 9.00 – 21.00 Uhr
Tel.: +43 1 534 10-444
information[at]onb.ac.at

Live-Chat: Mo.-Fr. 9.00 – 21.00 Uhr

Workshops und Seminare zur Verbesserung Ihrer Recherchekompetenz: www.onb.ac.at/cim

 

Fußnoten

1 Vgl. Fonje; Lang: Das ist Rapid. Der Weg der Grün-Weissen Meistermannschaft. Wien, 1952. Seite 12.

2 Vgl. Holzinger, Roland: Rapid – Die Chronik. 1899-1999. Waidhofen/Thaya. 1999. S. 34.

Langisch, Karl: Sportklub Rapid. Offizielle Publikation des Österreichischen Fußball-Bundes. Wien, 1966. S. 24.

4 Vgl. Hassenberger, Otmar (Hrsg.): 50 Jahre Sportklub „Rapid“ 1899-1949. Wien, 1949. S. 17.

5 Vgl. Holzinger, Roland: Rapid – Die Chronik. 1899-1999. Waidhofen/Thaya. 1999. S. 34.

6 Rosenberg, Jakob; Spitaler, Georg: Grün-weiß unterm Hakenkreuz. Der Sportklub Rapid im Nationalsozialismus (1938-1945). Wien, 2011. S. 64.

7 Vgl. Hassenberger, Otmar (Hrsg.): 50 Jahre Sportklub „Rapid“ 1899-1949. Wien, 1949. S. 59.

Bildquellen

Titelbild: Musiksammlung / Bohdjalian, Hans. I' Fahr' Nach Hütteldorf, Heut' Spielt Rapid. Wienerlied. Worte Und Musik von Hans Bohdjalian. Ludwig Krenn, 1936

Abb. 2.: Suche - „Rapid Wien“

Abb. 3: Erweiterte Suche in Anno

Abb. 4: Neues Wiener Tagblatt, 10. Jänner 1899. Seite 34

Abb. 5: Allgemeine Sport-Zeitung, 15. Jänner 1899. Seite 69.

Abb. 6: Bildersuche in ÖNB Digital

Abb. 7: Wien 14, Hütteldorfer Sportplatz, 28. Mai 1917

Abb. 8: (Wiener) Sporttagblatt, 29. Mai, 1923. Seite 5. Im Hintergrund die Tribüne der Pfarrwiese.

Abb. 9: Fußball Rapid-Sparta Prag, 1920 

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