Sichtungen. Archiv - Bibliothek - Literaturwissenschaft ISSN: 1680-8975
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Ilija Dürhammer / Wilhelm Hemecker: »... nur durch Zufall in den Stand einer Dichterin geraten«. Unbekannte autobiographische Texte von Christine Lavant (10. 03. 2002). In: Sichtungen online, PURL: http://purl.org/sichtungen/duerhammer-i-1a.html ([aktuelles Datum]). - Auch in: Sichtungen 2 (1999), S. 97-126.

Ilija Dürhammer
Universität für angewandte Kunst
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Wilhelm Hemecker
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»... nur durch Zufall in den Stand einer Dichterin geraten«

Unbekannte autobiographische Texte von Christine Lavant

Ilija Dürhammer / Wilhelm Hemecker


Abb. 1: Christine Lavant [Foto: Dokumentationsstelle für neuere österreichische Literatur]. In: Sichtungen 2, S. 96

Abb. 1.
Christine Lavant
Foto: Dokumentationsstelle für neuere österreichische Literatur
[2/ S. 96]

[2/ S. 97:] Christine Lavant hat keine Autobiographie geschrieben. Zwar ist vor allem ihre Prosa oft stark autobiographisch geprägt, doch mit ausführlicheren, zusammenhängend reflektierten Auskünften über sich selbst und ihre Umwelt war die Dichterin äußerst sparsam. »Das wahrhaft Erlebte oder vielmehr die stückweisen Spiegelbilder davon finden sich mehr oder weniger verzaubert-verdichtet in meinen Büchern«, bekennt sie in einem der hier erstmals veröffentlichten Dokumente. Um so überraschender ist somit der Fund einer kurzen »Selbstdarstellung« sowie von Briefen voller inhaltsreicher autobiographischer Mitteilungen - verfaßt für den »hohen Norden«, das ferne Dänemark. Adressatin der Briefe ist eine gebürtige Wienerin und Wahl-Dänin, deren Lebensgeschichte für sich bereits von Interesse ist - besonders für die dänisch-österreichischen Beziehungen von der Nachkriegszeit bis in die 80er Jahre: Maria West-Crone.


Maria West-Crone - inoffizielle Kulturgesandte Österreichs in Dänemark

Abb. 2: Maria West, 1933 [Foto: Atelier Franz Löwy, Wien. ÖLA]. In: Sichtungen 2, S. 98

Abb. 2.
Maria West, 1933
Foto: Atelier Franz Löwy, Wien
ÖLA
[2/ S. 98]

Maria Susanne Korwill wurde 1900 in Wien geboren. Ihr künstlerischer Werdegang als Schauspielerin verlief überaus abwechslungsreich. Ab 1919 trat sie auf verschiedenen österreichischen und deutschen Bühnen unter dem Künstlernamen Maria West auf. In den 20er Jahren widmete sie sich daneben dem Stummfilm und bald auch in Wien und Berlin dem Kabarett. Als Mitglied der Wiener Kammerspiele trat sie zudem im Etablissement Ronacher mit dem beliebten Tenor Alfred Piccaver und im Theater an der Wien auf - so 1924 in »Eine Nacht in Venedig«. Ab 1927 erfolgten Engagements am Münchner Apollotheater und an den Berliner Hellmer-Bühnen, später auch am dortigen Residenz- und am Lessing-Theater, wo sie zusammen mit Kurt Labatt auftrat, mit dem sie eine Weile zusammenlebte. 1929 avancierte sie zum Star des »ersten deutschen Ton-Werbefilms« (für Gaskoks), spielte aber daneben auch am Berliner Renaissance-Theater. 1930 synchronisierte sie amerikanische Spielfilme, kehrte jedoch im [2/ S. 100:] selben Jahr wieder nach Wien zurück, wo sie zunächst im Neuen Schauspielhaus, später in der Volksoper und auch wieder in den Kammerspielen auftrat. 1936 schließlich hatte sie ihr Debüt im Burgtheater, wo sie mit Vera Balser-Eberle, Fred Hennings und Werner Krauss auftrat. Es folgten 1937 noch Auftritte im Stadt- und Volkstheater, etwa als Kunigunde in Grillparzers »König Ottokars Glück und Ende«, bis 1938 ihre Heirat des Dänen Erik Crone eine Zäsur - etwa in der Mitte ihres langen Lebens - markierte.

Abb. 3: Theaterzettel des Wiener Raimundtheaters [ÖLA]. In: Sichtungen 2, S. 99

Abb. 3.
Theaterzettel des Wiener Raimundtheaters
ÖLA
[2/ S. 99]

Die meisten der überaus zahlreichen in ihrem Nachlaß überlieferten Zeitungskritiken der 20er und 30er Jahre bezeichnen Maria West immer wieder als »bild(haft) hübsch«, was neben ihrem natürlichen Spiel und ihrer »gepflegten« Sprache am häufigsten hervorgehoben wird. Zudem setzte das Zeitalter der medialen Verwertung von Schauspielern für diverse Werbezwecke ein, und so schreckte auch die junge Maria West nicht vor zahlreichen fotografischen »Engagements« in allen möglichen Illustrierten und Modejournalen zurück. Auch machte sie sich die größere Freizügigkeit dieser Jahrzehnte zunutze, etwa als sie ein Aktmodell in der Komödie »Die schöne Melousine« von Rudolph Lothar verkörperte. Der daraufhin durch die Presse gehende Skandal wurde durch ein moralinsaures Buch von Kurt Morek, die »Sittengeschichte des Kinos«, verschärft, in dem ein Szenenfoto mit der halbnackten Maria West ohne Nennung ihres Namens als »abstoßendes« Beispiel für die neue Freizügigkeit herhalten mußte. Maria West verklagte den Autor, nicht etwa aus verletztem Schamgefühl, sondern weil ihr Name nicht erwähnt wurde - und gewann den Prozeß. Die selbstbewußte junge Schauspielerin war durch diesen »Skandal« in Deutschland nur noch populärer geworden, aber auch in Wien interessierte man sich bald mehr für »private« Seiten Maria Wests, etwa als man sie als Schneckenzüchterin »entlarvte«. 1935 wurde sogar eine Dahlienart nach ihr benannt.

1938 brachte für Maria West also die große Wende ihres Lebens - durch die bereits erwähnte Heirat und die damit einhergehende Übersiedlung nach Kopenhagen, wo sie bis zu ihrem späten Lebensende im Jahr 1993 blieb. Damit war ihre eigentliche, überaus umtriebige schauspielerische Karriere zu Ende, zugleich aber eine zweite, vielleicht noch bedeutendere Karriere eingeleitet. Die Wahl-Dänin begann nämlich, in einer sogenannten »Fortsetzungsschule«, einer Art Abendvolkshochschule, in Kopenhagen österreichische Literatur zu unterrichten, wobei die sogenannte »entartete Literatur« vor allem jüdischer Autoren besonders berücksichtigt wurde. Schon bald avancierte sie zu einer staatlichen Fachinspektorin für kulturelle Angelegenheiten. Später gründete sie eine eigene Volkshochschule nach [2/ S. 101:] dem Vorbild des lutherischen Bischofs und Pädagogen Nikolaj Frederik Severin Grundtvig. Nach Kriegsende betreute sie österreichische Kriegsgefangene in Dänemark, und 1953 initiierte sie das Unternehmen »Kinderbrücke«, das invaliden österreichischen Kindern einen Dänemark-Aufenthalt und später auch bedürftigen dänischen Kindern einen Österreich-Urlaub ermöglichte.

Im dänischen Radio wurde sie mehr und mehr - vor allem mit der Sendung »Aktuelles aus Österreich«, die in den 50er Jahren jeden dritten Donnerstag im Monat ausgestrahlt wurde - schlechthin die »österreichische Stimme«, die sich besonders den dänisch-österreichischen Beziehungen und der »Rehabilitierung« der österreichischen Kultur in der Nachkriegszeit widmete. Auch organisierte sie Theateraufführungen österreichischer Dramatiker und mußte als Beraterin bei Opern-Inszenierungen sprachliche und mentalitätsgeschichtliche Hilfe leisten. Durch all diese Aktivitäten wurde sie gleichsam zu einer inoffiziellen Kulturgesandten Österreichs in Dänemark, was man ihr mit diversen Auszeichnungen - dem Goldenen Rathausmann (gemeinsam mit Fred Hennings und Elfriede Ott), dem Silbernen Ehrenzeichen der Stadt Wien sowie dem Silbernen und dem Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich - von offizieller Seite gern bestätigte. Auch König Fredrik ehrte Maria West für ihre kulturellen und humanitären Verdienste, indem er ihr die Würde eines »Ritters des Dannebrogordens« zuteil werden ließ.

Neben ihren humanitären und pädagogischen Aktivitäten entfaltete Maria Crone auch eine reiche schriftstellerische Tätigkeit in vielen dänischen Zeitungen und Zeitschriften. 1979 erschien ihr Buch »Usynlige tråde - et causeri om forbindelser mellem Danmark og Østrig«, das sie selbst unter dem Titel »Unsichtbare Fäden - eine Plauderei über die Verbindungen zwischen Dänemark und Österreich« übersetzt hat.

Für ihre beliebten Radiosendungen führte sie vor allem in den 50er Jahren einen regen Briefwechsel mit namhaften Personen des österreichischen Kulturlebens. Mit Robert Stolz war sie zwei Jahrzehnte lang - bis zu seinem Tod im Jahr 1975 - freundschaftlich verbunden, wie durch ein knappes Dutzend Briefe belegt ist; auf seine Initiative hin kümmerte sie sich 1967 sogar um ein erstes dänisches Operetten-Archiv. Neben Briefen von Politikern wie Gertrude Fröhlich-Sandner, Leopold Gratz, Franz Jonas, Theodor Körner und Julius Raab finden sich auch solche von Kurt Frieberger, Fritz Muliar, Friedrich Schreyvogel, György Sebestyén und Lilly Wildgans in ihrem Nachlaß. Kurz nach dem Krieg (1945/46) korrespondierte sie mit Agnes Miegel und 1952 mit Karl Heinrich Waggerl. 1957 schließlich schrieb Maria Crone [2/ S. 102:] etwa gleichzeitig drei Autorinnen der österreichischen Literatur: Gertrud Fussenegger, Paula Grogger und Christine Lavant, die sie offensichtlich um biographische Notizen für einen oder mehrere ihrer Vorträge bat.


Briefe von Christine Lavant im Nachlass von Maria Crone

Während Gertrud Fussenegger und Paula Grogger bereits vorhandene Kurzbiographien mit knappen Bemerkungen nach Kopenhagen schickten, war Christine Lavant vermutlich das erste Mal um einen solchen autobiographischen Abriß gebeten worden. Insgesamt finden sich im Nachlaß von Maria Crone sechs Briefe von ihr, eine undatierte handgeschriebene Karte sowie die Abschrift (Typoskript) eines Briefes an Philippa Hansen aus Kopenhagen, eine Schülerin Maria Crones und neu gewonnene Verehrerin Lavants. Einer der Briefe ist an eine Frau Rasmussen, eine weitere Verehrerin, gerichtet - und ist im Unterschied zu den meisten anderen Briefen vollständig handgeschrieben. Auch finden sich hier zwischen den Zeilen zahlreiche Lesehilfen, die darauf schließen lassen, daß die Adressatin der deutschen Schrift nicht vollkommen mächtig war und daher vermutlich Maria Crone um Hilfe bitten mußte. Das Original ist jedenfalls bei Maria Crone geblieben und findet sich in deren Nachlaß.

Vier der fünf an Maria Crone gerichteten Briefe - einzig der vom 13. Februar 1957 ist vollständig handgeschrieben - sind von Christine Lavant unterzeichnete Typoskripte mit Eingriffen (zumeist Korrekturen) Christine Lavants und Maria Crones sowie Strichen, wohl für einen geplanten Vortrag (im dänischen Rundfunk). Der Brief vom 14. Mai 1957, der längste und bedeutendste, ist zum größten Teil Typoskript - bis auf das letzte Blatt, das auf der Rekto-Seite mit vier handgeschriebenen Zeilen endet und dessen Rückseite vollständig mit der Hand geschrieben ist.

Der Briefsammlung liegt eine »Selbstdarstellung für den dänischen Rundfunk« bei, eine kurze Autobiographie - übrigens mit korrigiertem Geburtsdatum -, die wahrscheinlich Ende 1956 verfaßt und wohl über den Österreichischen Bundespressedienst als dem unmittelbaren Auftraggeber Maria Crone zugeschickt wurde.

Aus Lavants langem, ausführlich aus ihrem Leben berichtenden Brief vom 14. Mai 1957 läßt sich entnehmen, daß ihr Maria Crone zuvor mitgeteilt hat, daß es möglicherweise zu gar keinem Vortrag kommen würde. Doch schrieb Maria Crone zumindest zwei Aufsätze über die große Kärntner Dichterin, die ihr inzwischen auch zur vertrauten Brieffreundin geworden war: Ensomme højder · Christine Lavant, en forunderlig østrigsk digternde (in: Vor Viden 1957/58, Nr. 3) und Digterinden in de østrigsk bjerge (in: Fyens stiftstidendes Kronik, 11. 6. 1958).


Christine Lavant: Selbstdarstellung und Briefe

Zur Textkonstitution

Die hier erstmals veröffentlichten Briefe und die »Selbstdarstellung« Christine Lavants aus dem Nachlaß von Maria Crone liegen, wie schon genauer dargelegt wurde, in maschinschriftlichen und zu einem geringen Teil in handschriftlichen Quellen vor. Korrekturen Christine Lavants sind bei der vorliegenden Wiedergabe übernommen und nicht eigens gekennzeichnet. Gelegentliche nicht korrigierte Tippfehler wurden stillschweigend behoben; Zweifelsfälle und gröbere Abweichungen von der grammatischen Norm allerdings sowie Fehlschreibungen von Namen sind durch ein Rufzeichen in eckigen Klammern [!] angezeigt. Sämtliche Hervorhebungen der Autorin, meist durch Unterstreichung, sind durch Kursivsatz kenntlich gemacht. Beibehalten ist die sehr freie Interpunktion Lavants sowie die ss-Schreibung für ß in den Typoskripten - in den Autographen findet sich an analogen Stellen stets ß. Eingriffe Maria Crones und von dritter Hand in Orthographie und Interpunktion sowie Streichungen ganzer Textsequenzen sind bei der Textkonstitution der in Originalen vorliegenden Briefe nicht berücksichtigt; berücksichtigt hingegen werden Korrekturen im Brief vom 29. April 1957, der nur in einer Maschinen-Abschrift vorliegt, sodaß hier die handschriftlichen Verbesserungen wohl überwiegend Abschreibfehler betreffen. Nicht berücksichtigt sind die interlinearen Lesehilfen Maria Crones im Brief vom 14. April 1957. Kurze Sachkommentare sind den jeweiligen Dokumenten nachgestellt, wobei auf den bibliographischen Nachweis der bereits im Anhang zur »Selbstdarstellung« aufgelisteten Werke verzichtet wurde.

Für die Genehmigung des Abdrucks danken die Herausgeber dem Otto Müller Verlag, bei dem die Werke und in absehbarer Zeit auch eine Gesamtausgabe Christine Lavants erscheinen.

[2/ S. 104:]

Selbstdarstellung

Christine Lavant
St. Stefan i. Lavanttal
Kärnten Österreich.

Selbstdarstellung für den dänischen Rundfunk.

Der österreichische Bundespressedienst hat mich ersucht für den dänischen Rundfunk eine Selbstdarstellung zu schreiben. Ich nehme an, dass damit eine Art Lebenslauf gemeint ist.

Ich wurde am 4. 7. 1915[1] geboren. Mein Vater war Bergarbeiter hier in St. Stefan. Meine Mutter hat tagsüber für die Bauern genäht und dann bis spät in die Nacht hinein gestrickt und gelesen. Wir hatten nur eine einzige Stube und ich war das neunte Kind und von Geburt an schon krank. Bis zum Schulbeginn hat sich mein Leben fast nur in dieser Stube abgespielt und in der zweiten verzauberten Stube die man im Spiegel drin sehen konnte wenn man im Mutter-Bett lag. Diese Verdoppelung und Verzauberung der armen aber inständigen Wirklichkeit ist vielleicht schuld daran, dass ich eine Dichterin wurde. In der Schule war ich immer sehr unglücklich und immer in Angst, dass inzwischen die Mutter daheim gestorben sein könnte. Ich machte die dreiklassige Volksschule in St. Stefan und eine Klasse - die dritte - Hauptschule in Wolfsberg. Aber Vater und Mutter lebten noch bis zu meinem 24. Lebensjahr dann starben sie ganz knapp hintereinander. Ich hatte bis dahin viel gelesen und viel geschrieben. Das Geschrieben [!] war durchwegs Kitsch und Gelesene wohl auch, denn sonst hätte mich der erste Hamsun der zufällig darunter geriet nicht so sehr erstaunen und erschüttern können. Nach dem Tod meiner Eltern musste ich aus der Stube ausziehen in die winzige Dachkammer eines Neubaues. Damit hörte vorläufig auch alle Verzauberung auf. Meine Schreib-Wut hielt ich für eine überstandene Krankheit die ich niemehr in mir aufkommen lassen wollte weil es sich für einen armen Menschen nicht gehört. Bis zu meinem 30. Jahr habe ich dann fast Tag und Nacht für die Bauern gestrickt und dabei gelesen und mir - nach der Art unserer Mutter - nichts anderes gewünscht als, dass ich immer ein Dach über dem Kopf und ein Bett zum Schlafen haben möchte. Aber dann wurde mir eines Tages, wider meinen Willen, ein Band Rilke-Gedichte aufgedrängt die ich nur mitnahm um die Bibliothekarin nicht zu kränken. Ich wusste von Rilke gar nichts und Gedichte mochte ich [2/ S. 105:] überhaupt nicht lesen weil man dabei nicht stricken kann. Nun - ich habe sie doch gelesen und dann ist es wie ein Wolkenbruch über mich gekommen und ich habe eine Weile fort fast Tag und Nacht nur Gedichte gedichtet. Ein paar davon schickte ich dann der Frau eines Augenarztes der mich als Kind behandelt hatte, sie war nämlich der einzige »gebildete« Mensch den ich kannte. Diese Dame schickte mir eine Schreibmaschine und meine Gedichte an Paula Grogger der [!] Autorin vom »Grimmingtor« deren Verleger gerade aus der russischen Gefangenschaft zurückgekommen war um bei Frau Grogger Zuflucht zu finden und leider auch meine Gedichte. Leider - für ihn! Denn meine Bücher werden nicht viel gekauft. Auf diese Art also bin ich Schriftstellerin geworden fast über Nacht und ohne es eigentlich bewusst gewollt zu haben. Mein Leben hat sich dadurch nicht viel geändert nur, dass ich vorläufig nimmer stricken muss weil mir das Land Kärnten und der Staat Österreich zusammen allmonatlich eine Förderungsprämie schenken worüber ich sehr froh bin denn das viele Stricken greift einem [!] mit der Zeit sehr an und ausserdem kaufen die Leute alles schon fertig.

Ob das eine richtige Selbstdarstellung ist weiss ich nicht. Das Selbst ist ein herrliches Geheimnis hinter tausend und einem Elend und niemals darstellbar. Aber wahrscheinlich wollte man ja sowieso nur einen »Lebenslauf« und den habe ich niedergeschrieben so gut ich eben konnte. Das wahrhaft Erlebte oder vielmehr die stückweisen Spiegelbilder davon finden sich mehr oder weniger verzaubert-verdichtet in meinen Büchern.

Christine Lavant.[2]

Christine Lavant
St. Stefan i. Lavanttal
Kärnten Österreich.

Aufzählung der bisher in Druck erschienenen Bücher:

»Das Kind« Erzählung 1948 Brentano-Verlag Stuttgart
»Die unvollendete Liebe« Gedichte 1949           ”          ”          ”
»Das Krüglein« Erzählung 1949           ”          ”          ”
»Die Rosenkugel« Erzählung 1956           ”          ”          ”
»Baruscha« Drei Erzählungen 1956 Leykam-Verlag Graz
»Die Bettlerschale« Gedichte 1956 Otto-Müller-Verlag Salzburg


[2/ S. 107:] Typoskript mit Unterschrift, gelocht, undatiert (vermutlich Dezember 1956). Bl. 1f.: Selbstdarstellung; Bl. 3: Bibliographie. Maria Crone hat fehlende Kommata gesetzt und die Überschrift wie den ersten Satz wohl für eine mögliche Radiosendung oder auch nur für einen Vortrag (in der Abendhochschule) gestrichen.

In der Fernsehsendung »Zu Gast bei Christine Lavant« sagte die Dichterin zu ihrer ersten Rilke-Lektüre 1945: »Ich war wie ein Brunnen, den man geschlagen hatte.« (In: Christine Lavant: Kunst wie meine ist nur verstümmeltes Leben. Nachgelassene und verstreut veröffentlichte Gedichte - Prosa - Briefe. Ausgewählt und hg. von Johann Strutz und Armin Wigotschnig. Salzburg: Otto Mueller 1978, S. 21).

Die »Frau eines Augenarztes« ist Paula Purtscher, mit der Christine Lavant ab 1935 in Briefwechsel stand. Vgl. hierzu Lee Springschitz: Eine Dichterin tritt aus der Verborgenheit. In: Steige, steige, verwunschene Kraft. Erinnerungen an Christine Lavant. Wolfsberg: Ploetz 1978, S. 11-19. Die steirische Heimatdichterin Paula Grogger (1892-1983) hat Maria Crone, möglicherweise veranlaßt durch diese Erwähnung Christine Lavants, ebenfalls angeschrieben und um einen kurzen Lebenslauf gebeten.


An Maria West-Crone [undatiert (vermutlich Dez. 1956)]

Abb. 4: Christine Lavant: Postkarte an Maria Crone-West, vermutlich Dezember 1956. [ÖLA]. In: Sichtungen 2, S. 106

Abb. 4.
Christine Lavant: Postkarte an Maria Crone-West, vermutlich Dezember 1956.
ÖLA
[2/ S. 106]

Liebe Frau Maria Crone.

Ich danke Ihnen schön für Ihren so lieben Brief u. für alles was Sie für mich tun - auch wenn es bloß aus »Ehrgeiz« - geschieht, was übrigens bestimmt nicht ganz stimmt. Wieso nennen Sie Ihren Ehrgeiz »häßlich«? Wer zugibt ehrgeizig zu sein der ist ehrlich u. mutig u. steht für sich ein. Mir gefällt das sehr an Ihnen.

Wenn wir uns persönlich kennen würden, würden wir uns gegenseitig bestimmt mögen. Nein ich hatte nie die Grippe. Ich krieg sowas überhaupt nie dafür wird meine Schlaflosigkeit immer ärger u. natürlich auch meine Müdheit tagsüber. Sonst hätte ich Ihnen längst schon geantwortet. Bitte grüßen Sie alle herzlich die von mir wissen u. ich wünsche Euch allen - Ihnen ganz besonders! - frohe Weihnachten u. ein gutes erfolgreiches neues Jahr!

Herzlichst Ihre

Christine L.



[2/ S. 108:] Karte (Autograph), gelocht, undatiert (vermutlich Dezember 1956).

Über den Ehrgeiz schreibt Christine Lavant auch Anfang 1959 in einem Brief an Helmut Scharf: »Und da Sie ein Mann sind, stimmt für Sie auch das mit dem Ehrgeiz. Frauen haben vielleicht keinen unmittelbaren, ich weiß es nicht. Schaden tut er auf keinen Fall, wenn man ihn hat, und verächtlich ist er schon gar nicht.« (In: Lavant, Kunst, a. a. O., S. 230).


An Maria West-Crone [20. 1. 1957]

Christine Lavant
St. Stefan i. Lavanttal
Kärnten. Österreich

am 20. 1. 57.

Sehr geehrte liebe Frau Maria Crone!

Seien Sie vielmals und herzlichst bedankt! Sie haben mir eine sehr schöne Freude bereitet, erstens durch Ihren eigenen freundlichen Brief und dann auch durch die Übermittlung der rührenden Briefe Ihrer Hörerinnen. Sie müssen wissen, dass ich in dieser Hinsicht noch gar nicht abgestumpft bin, weil in meine abseitige Einsamkeit eigentlich so gut wie fast gar kein Echo meines Wirkens kommt. Manchmal kommt es mir so vor, als ob eine unsichtbare Hand alle Rückwirkungen von mir fernhielte bis auf jene welche von Herzen kommen und zu Herzen gehen. Bis jetzt waren es fast ausschliesslich sehr kranke oder sonst sehr unglückliche Menschen welche mir schrieben. Und ich halte es für keinen Zufall, dass sich an diese schönen Herzensbeweise nun ausgerechnet auch solche aus Dänemark, dem Land des, von mir so sehr so innig geliebten, Christian Andersen anschliessen. Als Kind habe ich nie ein eigenes Märchenbuch gehabt weil wir zu arm waren für solche Sachen, aber vor zwei Jahren habe ich mir Anderssens [!] Märchen zu Weihnachten geschenkt und lese immer wieder darin. Er, Christian Andersen ist für mich ein Brunnen des lebendigen Gottes.

Liebe Frau Crone, bitte seien Sie so gütig und sagen Sie Ihren Schülerinnen, allen denen die mir so lieb geschrieben haben, dass sie damit einem sehr traurigen sehr verlassenen Menschenherzen Freude und Wärme geschenkt haben und, dass ich allen innigst dafür danke. Gleichzeitig mit diesem Brief geht auch ein kl. Paket »Drucksache« an Sie ab. Es enthält für Sie und Ihre Schülerinnen einen Gedichtband, eine kleine Erzählung und für Sie allein einen Auszug aus der »Bett- [2/ S. 109:] Bettlerschale« den zuletzt von mir in Druck erschienenen Gedichten. Gerne hätte ich Euch auch eine »Baruscha« geschickt die ich von allen meinen Erzählungen am liebsten habe, aber ich müsste sie mir kaufen und das kann ich momentan nicht.

Nochmals Ihnen und allen lieben Briefschreiberinnen herzlichst dankend,

empfiehlt sich Euch mit freundlichen Grüssen

Christine Lavant.



Typoskript mit Unterschrift, gelocht.

Die bleibende Wertschätzung ihres Erzählbandes »Baruscha« durch die Autorin selbst ist mit einer Erinnerung von Wolfram Egger aus dem Jahr 1970 bezeugt: »Bevor ich mich von ihr verabschiedet hatte, bat ich sie noch, mir ihr Lieblingswerk zu nennen, das, woran sie am meisten hinge, und sie drückte mir ›Baruscha‹ in die Hand.« Wolfram Egger: Christine Lavant auf der Spur. Klagenfurt: Kärntner Druck- und Verlagsgesellschaft 1994, S. 9.


An Maria West-Crone [13. 2. 1957]

am 13. II. 57.

Christine Lavant
St. Stefan i. Lavanttal
Kärnten, Österreich

Liebe Frau Maria Crone!

Ich danke Ihnen für Ihren herzlichen Brief, für alles was Sie mir darinn [!] über sich selbst gesagt haben, für jedes gute Wort über meine Bücher - wovon mir [!] am meisten das freut, daß Sie die »Baruscha« mögen. (Einer der verborgenen Grundzüge dieser Geschichte mag sogar das Heimweh sein, das gründlichste Heimweh vieler Herzen). Aber es gibt nur sehr wenige die dieses Buch mögen, gekauft wird es überhaupt nicht. Umso dankbarer und erstaunter bin ich jedesmal wenn doch noch jemand Gefallen daran findet.

Ich danke Ihnen auch für den Prospekt aus Dänemark Ihrer jetzigen freundlichen Heimat. Daß und was Sie an den Bundespressedienst über mich schrieben hat meinem Ansehen sicher mehr geholfen als die bestgemeintesten hiesigen Kritiken. Sie sehen, ich verdanke Ihnen [2/ S. 110:] tatsächlich recht viel und es kommen zu all dem auch noch die Freuden über die lieben Briefe Ihrer Hörerinnen. Eine heißt Ragnhild, ihren Nachnamen kann ich aber nicht lesen, ich danke ihr schön für ihre rührenden Zeilen. Gelt, bitte, Sie richten das aus? Und ganz besonderen Dank an Annelise Skerl, ich hab mit dem Deckerl und dem Lesezeichen eine kindische Freude; beides ist so fremdartig und dabei so heiter so einfach fröhlichmachend.

Das was Sie mir von Ihrer Arbeit schreiben läßt mich Sie bewundern. Sowas würde ich nie können aber wahrscheinlich haben Sie studiert und überhaupt ein ganz anderes Leben von Kleinauf gehabt wie ich; Gottseidank daß es so tapfere Menschen gibt, die sogar aus Heimweh und solchen ähnlichen Härten noch Schönes und Nützliches für Andere hervorbringen. Ich glaube Sie dürfen stolz auf sich sein. Und ich glaube daß Sie im Grunde trotz des Heimwehes zu Dänemark passen jedenfalls zu meiner Vorstellung von Dänemark.

Falls Sie mir wieder einmal schreiben so lassen Sie mich bitte wissen welche Bücher Sie von mir haben, wenn etwas fehlt so würde ich Ihnen das fehlende vielleicht doch schicken können.

Ich danke Ihnen nochmals für Alles und grüße Sie und Ihre Hörerinnen herzlich.

Christine Lavant.



Autograph, gelocht.


An [?] Rasmussen [14. 4. 1957]

Am 14. 4. 57.

Christine Lavant
St. Stefan i. Lavanttal
Kärnten, Österr.

Liebe Frau - (oder Fräulein?) Rasmussen.

Seien Sie herzlich bedankt für Ihre freundliche Karte und das Buch. Ich hatte von Kierkegard [!] bisher noch nichts gelesen wohl seinen Namen irgendwie im Ohr gehabt aber nichteinmal gewußt, daß er ein Däne ist. Wenn mich wer danach gefragt hätte, würde ich gesagt haben: »ich glaube er ist ein nordischer Dichter.« - Bitte schließen Sie daraus aber ja nicht, daß alle Österreicher so ungebildet sind. Ich bin bestimmt einer der unwissendsten Menschen u. eben nur durch Zu- [2/ S. 111:] fall in den Stand einer Dichterin geraten. Trotzdem glaube ich - jetzt nachdem ich Ihr Büchlein las -, daß besonders Kierkegard [!] mich sehr interessieren würde und daß ich ihn mittels gefühlsmäßigen Erfassen [!] zum großen Teil verstehen könnte. Ich lebe so abseits von jeder größeren Stadt, daß es mir nicht möglich ist zu einem höheren Lesestoff zu kommen; trotzdem verirrt sich dann und wann ein wichtiges Buch von selber zu mir her und ich halte diese Art der »Brotversorgung« eigentlich für die beste man wartet sozusagen auf den guten Raben des Herrn (und diesmal ist er gar von Dänemark hergekommen, das ist doch schön und lustig!) -.

Übrigens erinnere ich mich, einmal ein, aus dem Dänischen übersetztes, Buch gelesen zu haben, das mich wegen seiner Ironie u. dem geistreichen Humor sehr entzückt hat es hieß: »Die Sandalenmachergasse«. Humor hat ja auch der große herrliche Anderssen [!]; in seinen Märchen ist überhaupt alles was eine Seele braucht. Wenn Dänemark auch sonst keinen einzigen Großen hervorgebracht hätte so müßte für diesen allein schon die ganze Welt Dänemark danken.

Gelt Sie sind mir nicht böse deswegen weil ich von Grundtvig und Kierkegard [!] noch nichts kannte? Sicher kennt jeder gebildete Österreicher diese beiden großen Männer. Ich bin eben halt ein Kuriosum u. meine geistige Situation liegt außerhalb jeder Norm, und ist so schwer begreiflich, daß ich selbst nur mittels Mystik oder Humor manchmal einen blitzartigen Überblick bekomme. Meine Wißbegier langt brennend nach Philosophie Psychiologie [!] Metaphysik Mystik und überschlägt dabei blindlings alles was man erlernen müßte. Mein tägl. Umgang besteht aus Menschen die, wenn sie überhaupt was lesen, die Schundhefte jedem anderen Stoff vorziehen, aber alle haben Humor u. eine lebendige Fassungskraft die den meisten Gebildeten abgeht. Ich hänge zwischen drinn [!]. Ja also - und so einem Exemplar haben Sie nun Grundtvig u. Kierkegard [!] geschickt, um für Dänemark »Reklame« zu machen. Tut es Ihnen leid? Das wäre schad. Es ist nämlich so, daß ich Kierkegard [!] im Meisten verstehen würde. Ich danke Ihnen vielmals u. grüße Sie herzlich

Christine Lavant.



Autograph, gelocht, mit handschriftlichen Lesehilfen von fremder Hand.

Frau Rasmussen ist vermutlich ebenfalls eine Schülerin Maria Crones.

»Die Sandalenmachergasse« ist ein Roman von Nis Petersen. In Christine Lavants »Baruscha« tritt auch ein Sandalenmacher (namens Tschoore) auf.

[2/ S. 112:] Nikolaj Frederik Severin Grundtvig (1783-1872) war dänischer Pastor, später lutherischer Bischof, Dichter und Schulgründer.


An Philippa Hansen [29. 4. 1957]

Afskrift. [!]

Christine Lavant
St. Stefan i. Lavanttal
Kärnten, Österreich.

am 29. 4. 57.

Liebe, verehrte Frau Hansen!

Als Ihr freundlicher Brief kam, war ich am meisten darüber erfreut, dass Sie sich die »Baruscha« bestellt hatten und das Buch auch mögen. Hier mag es nämlich fast niemand, es ist allen zu verrückt zu unklar und unwirklich. Über diese Freude ging also die Ankündigung, dass Sie mir ein Buch schicken würden, fast unter. Den Namen Tania Blixen hatte ich noch nicht gehört. Sie müssen wissen, dass ich ziemlich abseitig von allen Städten lebe und keine andere Gelegenheit habe Bücher auszubesorgen [!], als den »Amerikawagen«, das ist ein grosser, blauer Autobus eine fahrende Bibliothek, die alle Monat einmal nach Wolfsberg kommt und kostenlos Bücher verleiht, Übersetzungen aus dem Amerikanischen. Dieser blaue Autobus ist also der Rabe, der mich allmonatlich mit ein bisschen Brot versorgt aber nimmer lange, denn ich habe den ganzen Autobus schon ausgelesen. Ich kann nämlich nicht schlafen. Auch wenn ich Schlafpulver nehme, kaum ein paar Stunden nach dem Morgengrauen. So muss ich Nacht für Nacht aufsitzen und stricke und lese dabei, da geht so ein Autobus-voll bald drauf. Manchmal - und das ist jetzt noch das einzige Wunderbare an meinem armseligen Leben - kommt jäh und unverhofft von irgendwoher ausserteurlich (?)3 ein Buch, ein geschenktes Brot. Und das sind die wichtigen, die Fingerzeige Gottes die mir nach innwedig [!] weiterhelfen.

Diese geschenkten unverhofften Bücher sind nämlich nie belanglos sie kommen so haargenau nach einem Gesetz wie mit Zahlen versehene Meilensteine. Wenn ich mir auch schon lange wie weggeworfen oder ausgespieen vorkomme, immer wie so ein Buch so genau zur rechten Zeit eintrifft - ohne mein Dazutun, immer dann hebe ich mich selber wieder auf und sage mir dass ich schliesslich halt doch noch in Gottes Hand oder in Gottes Mund zurückkommen will und werde um dieser wunderbaren Brotversorgung willen. Ich weiss nicht, ob sie gläubig sind, ich weiss ja auch nicht ob ich es bin aber an das Geheimnis [2/ S. 113:] glauben wir wohl alle so lange noch ein Funken Spürsinn in uns ist.

Nach all dem was ich Ihnen da geschrieben hab, wird es Ihnen sonderbar vorkommen dass ich auf Ihre Buchankündigung nicht gespannter war, aber wissen Sie ich war mitten in einem mystischen Buch drinn [!] und immer wenn ich sowas lese fällt alles andere ganz von mir ab ich bin dann immer satt und kann mir momentan den Hunger nicht vorstellen - jedenfalls keinen Hunger nach irgendwas anderem als eben wieder Mystik. Und dann war das Buch zu End und dann war überdies noch der leergefressene blaue Autobus und lauter lange schlaflose Nächte vor mir. Und dann ist Ihr Buch gekommen - gestern! In der heutigen Nacht hab ich den Falken, den Nelkenmann, die Träumer, gelesen und bin jetzt - nachmittags - mitten drinn [!] in der Sintflut, aber ich bin herausgestiegen um Ihnen so schnell und so gut als möglich zu danken. Auch wenn Sie diesen Brief ganz genau und ganz richtig lesen können Sie sich trotzdem nie vorstellen wieviel Sie mir mit diesem Buch geschenkt haben. Dieses Buch hat alles in sich wonach ich hungrig bin. Diese Frau, Tania Blixen weiss alles Wichtige. Mir tut beim Lesen immer wieder zwischen allen Entzückungen das Herz weh vor lauter Elend über meine Unwissenheit und mein Nichtvermögen. Und immer wieder überkommt mich auch neben dem Lesen - (ich bin nämlich so zerstört, dass ich fast ununterbrochen mehrfach denke, das kommt vom Stricken plus Lesen wo man lesen und zählen immer gleichzeitig muss) also kann ich neben dem Lesen immer noch zugleich anderes empfinden oder denken, und so empfinde ich jetzt oft jäh den Schreck wie leicht es hat sein können, dass ich nie im Leben was von Tania Blixen in die Hände gekriegt hätte, nie was von dem Falken wüsste und von all dem. Wohl, ich mag meine Baruscha - auch wenn sie eine Ladenhüterin geworden ist - ich mag sie sehr aber trotzdem kommt es mir auch wieder fast unbillig vor dass ich so was Herrliches Vollkommenes dafür bekommen hab, d. h. dass die Baruscha der Anlass dazu war. Die Baruscha ist wie ein Irrlicht gegen den Falken und die Träumer. Warum bring ich sowas nicht zustande, obwohl ich alles davon verstehe und das Wichtigste davon am meisten? Denn ich habe ja alles auch schon gewusst aber ich hab nicht gewusst dass es andere auch wissen und dazu auch noch vollkommen aussagen können. Das was die »Träumer« tun hab ich ja gerade getan als ich die Barusche [!] schrieb, da war ich so verzweifelt dass ich mir einen Ort ein Daheim finden musste, dass ich mich selbst aufteilen musste in den Korbinian und die Herrin Baruscha, in die Stadt und die Leute und Engel und Vögel, all das bin ich selber gewesen. Bloss Adam - mein Selbst - das konnte ich nicht sein, deswegen steht von ihm auch so wenig in der Geschichte, obwohl Adam die Urgeschichte wäre. Aber [2/ S. 114:] von ihm weiss ich noch so wenig. Trotzdem bekommt den Engel er und Korbinian die Närrin - die ich ja auch selber war.

Ach was das für ein langer Brief ist der längste seit zwei oder drei Jahren, denn so lange kann ich schon eigentlich nimmer schreiben. Dass ich jetzt kann verdanke ich Ihrer Güte und Ihrer Weisheit, denn beides gehörte dazu mir dieses herrliche Buch zu schenken, das schönste das ich bekommen hab. Wohl auch unter den jungen Amerikanern gibt es gute aber nur eins kommt annähernd an die »Träumer« heran und dieses eine ist in Wirklichkeit von einem Indianer-Häuptling erzählt und heisst »Ich rufe mein Volk«. Der es herausgibt, der Amerikaner, der hat bloss mitstenografiert was der alte Häuptling erzählt. In diesem Buch kommt man den [!] Geheimnis nämlich auch nahe. Alle anderen sind zum Teil sehr geschickt, zum Teil sehr lebendig geschrieben, zum Teil haben sie sogar auch Teil an einem Geheimnis - aber es gibt eben auch unter den Geheimnissen Rangstufen, nichtwahr?

Bitte verzeihen Sie wenn mein Dank nicht unmittelbarer ertönt, aber jedes Wort das ich schreib kann ich überhaupt nur Kraft des Dankes (der in mir durch Ihr Geschenk entstandenen Wärme) schreiben. Ich habe das Buch soo gern, schon beim Auspacken, beim Angreifen hatte ich es gern meine Finger haben gespürt dass sie Brot angreifen. Gern wüsste ich ob Tania Blixen noch lebt? Haben Sie eine Ahnung? Und: Hat sie mehr geschrieben? Ist noch etwas von ihr in Deutsch erhältlich? Freilich könnte ich das eventuell auch durch den Verlag erfahren aber ich schreibe so ungern an Verlage.

Bitte darf ich Ihnen zwei meiner Bücher schicken? Die »Rosenkugel« ist recht lieb, die Gedichte allerdings mag ich zum Teil gar nimmer seit ich die anderen die »Bettlerschale« geschrieben habe. Einen Auszug aus der Bettlerschale schicke ich Ihnen auch mit, der Auszug enthält nicht gerade die mir liebsten aber ich lass meine Verleger immer tun was sie wollen, weil ich mir denke dass sie es besser verstehen als ich. Leider hab ich von der »Bettlerschale« nur fünf Freiexemplare bekommen.

Seien Sie mir nicht bös über den langen Brief und den winzigen Dank. Wenn ich nicht eben schon so sehr tot und zerstört wäre hätte ich Ihnen sicher in ein paar Zeilen viel nachdrücklicher danken können. Aber so musste ich fast die Kammer meines Herzens abreissen, ach Unsinn, Sie werden mich schon trotzdem verstehen gelt ja.

Gott behüte Sie und auch die Tania Blixen wo immer sie ist.

sign. Christine Lavant.



[2/ S. 115:] Typoskript, gelocht. Abschrift eines von Christine Lavant signierten Briefes, so daß Streichungen, Nachtragungen u. a. nicht von der Dichterin herrühren.

»Ich rufe mein Volk« ist die »Rede des Häuptlings Seattle«, die Christine Lavant in einem nicht ermittelten Abdruck vorlag. Wiederabdruck in: Ferment 8/9 (1979).


An Maria West-Crone [14. 5. 1957]

Christine Lavant
St. Stefan i. Lavanttal
Kärnten Österreich.

am 14. 5. 57.[4]

Liebe Frau Maria Crone!

Vor ein paar Tagen sagte mir jemand dass eine in Dänemark lebende Österreicherin jetzt eine Auszeichnung bekommen hat wegen Verdienste [!] um Österreich. Waren das am Ende Sie? Wenn ja dann vergönne ich es Ihnen von ganzen [!] Herzen und wünsche Ihnen dass Sie sich sehr darüber freuen können. Der Kern in uns ist ja wahrscheinlich am allermeisten von den Freuden abhängig. Die lebendig Toten kommen vielleicht alle daher zustande, dass sie sich nimmer freuen können oder, dass die ihnen gemässe Freude von ihrem Schicksal nicht herangetragen wird. Jedenfalls wünsche ich Ihnen und allen lieben freundlichen Menschen Ihres Kreises, dass Ihr Euch noch viel freuen könnt.

Heute ist Ihr freundlicher Brief angekommen. Ich habe meiner Hausfrau das Lavanttaler-Heimatbuch für Sie abgebettelt vielleicht mögen Sie es an sich und vielleicht können Sie überdies es für einen eventuellen Vortrag verwenden. Wenn ich Ihnen über das Tal erzählen müsste, so würde sicherlich ganz was anderes herauskommen weil ich halt doch ein ziemlich obskures Medium bin. Meine Eltern stammen beide von sehr alten Familien bäurischen Familien ab. Das Lavanttal war bis vor - verhältnissmässig sehr kurzer Zeit noch ein vollständig von aller Welt abgeschlossener Talkessel was zu sehr vielen Familienheiraten und daher Inzucht führte. Dies ergibt ein sehr sonderbares Schicksalgefüge das für mein Empfinden sehr an nordische Sagas erinnert. Jedenfalls lieferte das Lavanttal bis vor Kurzem wohl noch den grössten Prozentsatz an Irrsinnigen Idioten und Selbstmördern. Meine Kindheit bestand aus lauter Einblicke [!] in solch abgründige zumeist [2/ S. 116:] aber mit einem Wirbel von Humor umgebenen [!] Schicksale. Mein Vater Georg Thonhauser (angeblich von einem sehr alten Geschlecht »Dannhäuser« abstammend) war hier in St. Stefan Bergarbeiter. Damals verdienten die Bergarbeiter noch nahezu nichts und galten unter den Bauern als etwas Minderwertiges. Wir waren neun Kinder, d. h. sieben, weil zwei früh gestorben sind. Mutter - auch von einem alten und ganz überzüchteten und verarmten Bauerngeschlecht stammend - musste für die Bauern nähen und stricken. Da wir nur eine einzige Stube hatten und ich immer krank und zu Bett war wickelten sich alle Gespräche vor meinen Ohren ab. Mutter war nämlich für alle anderen eine Art Beichtiger. Das Elend des ganzen Dorfes rann bei ihr zusammen. Aber es wurde, sobald es in unserer Stube sich auslegte irgendwie verwandelt. Ich kann dies schwer erklären. Vielleicht stand Mutter - unbewusst - immerfort auf zwei Ebenen zugleich. Man musste nur ihr Gesicht sehen wenn sich die »Kundschaften« ihrer Tragikkomödien [!] entledigten. Manchmal war ich nämlich neben Mutters Nähmaschine auf Fensterbrett gebettet, weil ich ja skrofulos war und viel Sonne bekommen sollte. Waren wir allein dann sang Mutter meist Kirchenlieder. Ganz alte, ganz seltsame. Dann war ihr zartes abgezehrtes Gesicht in sich verschlossen unter der überhohen Stirne. (Ich habe Mutter nie wirklich essen sehen, sie hat immer nur das für sich behalten was sie von dem Boden der Häfen[5] noch abschaben konnte.) Wenn es klopfte ging meist schon eine schnelle Veränderung in ihrem Gesicht vor. Ihre Augen kamen von innen zurück und wurden wach und tapfer. Mit diesen Augen konnte sie dann alles überstehen. Ehebruch Totschlag Kindsmord Brandstiftung Grenzsteinverschiebungen Gespenstererscheinungen Unglücksfälle Klaghändel Irrsinnsausbrüche, Todfeindschaften. Dies alles wurde immer mit dem Einsatz des ganzen Herzens und der ganzen Fantasie und zumeist unter Verwendung vieler verstümmelter Fremdworte vorgebracht und es wurde immer wieder in allen Abarten geweint und geflucht und geschworen. Mutter nahm das alles hin ohne je mitzuweinen mitzufluchen oder auch nur mitzuschimpfen. In ihren Augen stand dann das innerste Gefüge des Dorfschicksales aber verwandelt von einer strahlenden fast übermütigen Demut. Manchmal rückte sie alle Verzweiflung oder Verwirrung für sich und für die anderen mit dem einfachen Satz zurecht: »Der liebe Gott ist kein Hausstock« (= Idiot, fast in jeder Familie gab es einen oder mehrere davon) »und er wird schon wissen was er tut.«

Viele von den Kundschaften fielen der Mutter beim Abschied jedesmal um den Hals und versprachen ihr Gottes Lohn, was sehr oft auch das einzige blieb was sie für die Arbeit bekam. Am geizigsten waren aber die grossen Bauern mit denen wir zum grossen Teil auch noch [2/ S. 117:] verwandt waren. Als ich im Kriegsjahr 1915 auf die Welt kam, mussten meine grösseren Geschwister täglich stundenlang zu den Bergkeuschlern[6] gehen um für mich etwas Milch zu bekommen. Als meine Erzählung »Das Krüglein« herauskam wurde sie hier im Rundfunk zuerst sehr abfällig besprochen weil ich so »desillusionierend« von den Bauern erzähle. Man darf allerdings nicht vergessen, dass ja auch in Österreich während der Hitler-Zeit die Schlagworte wie »Blut und Boden« und »erdverbunden« um das Bauerndasein eine ziemlich irreführende - in jeder Hinsicht irreführende - Verklärung verbreitet haben. Da ich immer noch in meinem Heimatort lebe möchte man denken, dass ich mir hier durch meine Erzählung - die immerhin einige gelesen zu haben scheinen - Todfeinde zugezogen habe. Aber ich bekomme jedenfalls nichts davon zu spüren. Zum Teil wohl, weil man mich sowieso für verrückt hält zum Teil wohl auch weil die meisten »Eingeborenen« einen sehr starken Sinn für Humor haben. Dieser Sinn geht wie eine Goldader durch alle sonderbaren Verwachsungen und gibt allen Tragödien schon am Ursprungsort - schon im erleidenden Herzen - den Beigeschmack eines Spieles das mittels der leisesten Verdrehung komisch gemacht werden kann.

Als ich vor Jahren das Buch eines Dänen - den Namen hab ich leider vergessen - das Buch: »Die Sandalenmachergasse« zufällig in die Hand bekam war ich davon unendlich entzückt. Damals bin ich noch keine Schriftstellerin gewesen sondern hab fast Tag und Nacht gestrickt, ein Leben das einen Buchankauf als Sünde wider das Brot verdammt, sonst hätte ich es mir bestimmt gekauft, jetzt weiss ich den Autoren nimmer. Immer wenn mir dieses Buch einfällt tut es mir direkt weh, dass meine Mutter es nicht hat lesen können. Ihre Augen - die an und für sich Kerne des Elends waren - hätten beim Lesen dieses Buches sicher zu tanzen begonnen - das konnten ihre Augen nämlich auch. In ihnen war die ganze Kraft der Vergegenwärtigung wie in dem Mädchen mit den Schwefelhölzchen. Dieses Märchen des weisesten und innigsten und gotterfülltesten aller Märchendichter - oder Dichter überhaupt! - stand in einem unserer Volksschullesebüchern [!] und hat mir als Kind schon das Herz umgedreht, aber nicht etwa aus Trauer oder Erbarmen sondern vor lauter Sehnsucht nach der ganz richtigen Armut wo man wirklich gar nichts mehr hat; kein Mutterbett zum Schlafen, keinen Essigtee mit eingebrocktem Schwarzbrot, keine grossen Geschwister die einem [!] verzärteln und doch nicht heil machen können. (Ich war bis zu meinem 13. Jahr wo ich mittels viel zu starken Röntgenstrahlen verbrannt aber auch ausgeheilt worden bin, immer voll Wunden.) Ich habe zu niemanden [!] von dieser seltsamen Sehnsucht, die schon eine Begier war, gesagt, weil ich dies Seltsame [2/ S. 118:] für eine grosse Sünde hielt aber ich habe die Sünde behalten und sie auch nicht fortgebeichtet denn sie hat mir geholfen auf den Schulwegen nimmer zu weinen wenn mir die Buben »blinde krätzige Krott!«[7] nachschrien.

Heute kann ich es wohl beiläufig erklären warum gerade dieses Märchen das heisst: diese Geschichte soviel mehr an mir tat als alle anderen. Vor drei Jahren habe ich mir nämlich zu Weihnachten einen Band Andersen-Märchen gekauft und ich weiss jetzt, dass die Stärke der Ergriffenheit nicht so sehr von dem abhängt was er erzählt, sondern davon wie er erzählt. Ich stelle mir vor, dass Andersen jedes Kind für weise und würdig genug hielt die Notwendigkeit, ja Kostbarkeit jedes Kummers zu verstehen. Er verstümmelt das Schicksal nicht vor ihren Augen nimmt nie eine kindische läppische Sprache an aber auch keine lehrhafte, sondern lässt alle seine Geschöpfe noch inmitten des Wunderbaren drinn [!] so reden und denken wie jeder einfache normale Mensch eben alle Tage redet und denkt. Andersen lügt nicht! Auch dann nicht wenn er von der Meerjungfrau erzählt. Kraft seiner wahrhaften Sprache realisiert er das Wunderbare und macht anderseits das Wirkliche das alltägliche Leben wunderbar.

Das alles und noch viel mehr fällt mir jetzt als Erwachsene an Andersen auf. Das »Mehr« mag ich nicht weitersagen weil es vielleicht unwillkürlich mystisch herauskäme und das wäre Andersens tapferen [!] Herzhaftigkeit gegenüber direkt unwürdig.

Als Kind hab ich beim Mädchen mit den Schwefelhölzchen nur gemerkt, dass dieses Mädchen ein richtiges echtes lebendiges Mädchen gewesen ist kein ausgedachtes wie das Aschenbrödel oder das Schneewittchen und, dass es richtig und ganz und ordentlich arm war, aussichtslos arm und, dass gar nichts daher gekommen ist, keine erlogene Fee, kein redendes Tier und überhaupt gar nichts von dem, was sonst in anderen Geschichten daherkommt und alles gutmacht; was einem zuerst wohltut und dann aber zornig macht weil man weiss, dass es das in Wirklichkeit nie gibt. Das Mädchen ist richtig arm gewesen und richtig erfroren und gerade deswegen hat es ja alle Herrlichkeiten gesehen. ... Es ist keine Lüge. Ich habe das als Kind schon erfasst, Andersen würde mir das glauben. Vielleicht würde er traurig über mich sein, weil ich das Mädchen um seine ganze ordentliche Armut beneidet hab und weil ich unsere Stube und unsere herrliche Mutter und meine liebreichen Geschwister und den stillen gutherzigen Vater und überhaupt alles hätte hergeben mögen um so arm zu sein, dass dann eben der liebe Gott alles für einem [!] tun muss. Aber glauben würde mir Andersen das und wahrscheinlich würde er diese sonderbare und rücksichtslose Begier meiner Kindheit auch ganz verstehen wie nie- [2/ S. 119:] mand sonst. Kranke Kinder werden ja so oft mit gutgemeinten Lügen vertröstet und dadurch so ungläubig und so hoffnungslos. Hätte Andersen eine reiche Dame daherkommen lassen die das arme Mädchen findet und an Kindesstatt annimmt, so hätte mir diese Geschichte wohl auch gefallen aber kein bisschen geholfen. Dieser Ausgang hätte mich nicht tapferer gemacht weil er mich nicht begierig nach der ärgsten Armut oder eben den [!] bitteren Kummer meiner Schulwege gemacht hätte, weil ich damals schon klug genug war zu wissen dass eine reiche Dame für mich als Hilfe nie in Frage käme auch dann nicht wenn ich am Verhungern und Erfrieren wäre, weil reiche Damen kein skrofuloses Kind annehmen und noch weniger ein solches ausheilen können. Ich danke heute noch Gott, dass er dem Andersen bei dieser Geschichte keine reiche Dame hat einfallen lassen und auch sonst nichts was dem Schwefelholzmädchen sein Schicksal verbogen hätte. Durch diese herrliche tapfere hoffnungslose Geschichte hat vielleicht nicht zuletzt auch mein Schicksal den geraden Weg behalten weil ich es damals lieb bekam, damals wie ich - damit auch mit mir Gott sich abgeben müsste - so arm oder so unglücklich als nur möglich werden wollte. Diese kindische Schmerzversessenheit hat sich natürlich nach und nach gelegt und ist wohl auch vom Leben stark abgenützt worden aber das Ja-sagen zu meinem Schicksal (laut Horoskop ist es eines der unglücklichsten die ein Sternenhimmel überhaupt zusammenzubringen vermag) das ist mir noch immer nicht vergangen.

Ausserdem gibt es doch auch noch Freuden von denen meine Sterne nichts wissen oder die sie einfach im Vorhinein nicht verraten wollen damit so ein Unglückswurm wenigstens hin und wider [!] mitten im Jahr drin von Erstaunen und Freude überrascht wird, so als wäre es plötzlich irgendeiner traurigen Weihnacht eingefallen dass eigentlich einiges gut zu machen wäre.

Als im heurigem [!] Frühjahr aus Dänemark ein Buch kam, war es Sonntag, einer der noch nach nichts aussah. Auch das Paket war für meine Augen ein ganz gewöhnliches Buchpaket, aber dem Postbeamten sind die Augen fast herausgefallen nach den dänischen Marken so, dass ich sie ihm an Ort und Stelle geben musste. Dadurch hatte ich schon am Heimweg das nackte Buch in der Hand und es war so gut anzugreifen wie das nur Dinge sind die zu einem gehören. Schon beim Heim gehn hatte ich das Buch lieb und auch den Namen: »Tania Blixen«. Ein Name aus Silbergrau und Granat-Rot. (Ich hab nämlich schon von kleinauf so weit ich mich zurückerinnern kann, alle Selbstlaute farbig gesehen.) Und dieses Buch, es heisst: »Die Träumer« hat mir nicht nur für eine Weihnacht Freude und Erstaunen und Herrlich- [2/ S. 120:] Herrlichkeit ersetzt, sondern für alle traurigen vergangenen Weihnachten überhaupt.

Und ich hatte das alles so gar nicht verhofft. Nicht das Geschenk an sich, das mir eine unbekannte aber sicher sehr sehr gute Dame - Frau Philippa Hansen - aus Kopenhagen - geschickt hatte, und dann schon gar nicht Erzählungen von solcher Eigenart und Stärke und voll von Fingerzeigen auf das hin was wichtig ist und was man lang schon gesucht hat. Solche Fingerzeige die einem weiterhelfen tauchen immer wieder im Leben auf, freilich meist nur in den eigenen Träumen was der Verlässlichkeit unter Umständen Abbruch tut, umso dankbarer ist man dann ergriffen wenn man merkt dass jemand anderer schon die gleiche Richtung gegangen ist nur viel weiter und mit viel tüchtigeren Augen.

In der Nacht da ich Tania Blixens »Träumer« zuende las ging draussen über die schon halberblühten Obstbäume ein wilder Schneesturm nieder es wurde nahezu gewaltsam für mich Weihnachten und als das ordentlich getan war, nahm eine behutsame Sonne den Schnee langsam wieder weg ohne den Blüten viel Schaden zu tun. Für mich wird dieses Buch jetzt auf Lebzeiten das Weihnachtsbuch bleiben. Aber ganz abgesehen von diesen kindischen und wohl nur für mich wertvollen Umständen -:

Den »Falken« und die »Träumer« müsste man jedem mutlosen oder gelangweilten Menschen, vor allem aber jedem Dichter und jeder Dichterin, während sie schlafen, so lange ins Ohr sagen können bis die wilde Essenz dieser Geschichten in aller Herzen ist. Die Menschen bekämen dann vielleicht wieder eine Mitte um die herum zu leben es sich lohnt, ganz gleich ob sie sammelt oder verteilt. Und die Dichter würden vielleicht aufhören zu dichten weil sie auf den fremdartigen Geschmack des Seins-an-sich gekommen sind und die, die es darüber hinaus doch noch vermöchten, die würden selbst darüber am meisten erstaunt sein, dass die Äpfel ihres Baumes auf einmal nach was schmecken und sogar Kerne haben.

Durch den Amerika-Wagen der alle Monat einmal in die nächste Stadt kommt und kostenlos Bücher amerikanischer Autoren verleiht - natürlich Übersetzungen - kenne ich wohl fast alle anerkannt guten modernen Bücher. Allen verdanke ich etwas, einigen wohl auch einen Funken von dem Erstaunen und dem Entzücken das jetzt in mir als starkes Licht durch Tania Blixen angezündet worden ist, aber im Wichtigsten, in dem Fingerzeig auf das Geheimnis über uns an dem wir nach Kräften des eigenen Geheimnisses teilhaben können, in diesem Wichtigsten kommt nur das Buch eines Indianer-Häuptlings und gewesenen Medizinmannes den »Träumern« nahe. Das Buch heisst: [2/ S. 121:] »Ich rufe mein Volk« und es wurde nach der Erzählung des alten Indianers mitstenografiert.

Was die Essenz der »Träumer« in meinem Herzen ausrichten wird weiss ich noch nicht. Ich weiss nur, dass ich mich zwei Jahre lang irrtümlicherweise für eine lebende Tote gehalten habe und diesen Zustand nur dem meinigen Schicksal zulieb nicht korrigierte d. h. vervollständigte. Gott sei Dank! Denn einer richtigen ordentlichen Leiche kann man zwar wohl unter Umständen das Tibetanische Totenbuch vorlesen aber nicht den »Falken« oder die »Träumer«. Für die muss man die Kraft und die Herrlichkeit noch im leiblichen Herzen haben, denn alles Wahre, alles was Sein enthält bekommt wahrscheinlich nur der, der noch hat. Deshalb glaube ich, dass ich mich zwei Jahre lang bitter und unsinnig geirrt habe.

Damit ende ich diesen Elefanten-Brief, denn diese obige Feststellung enthält wohl den gründlichsten Dank an Tania Blixen, an Andersen, an Dänemark überhaupt und vor allem auch an die guten Damen die mir die Bücher geschenkt haben und an Sie, liebe Frau Maria Crone, weil Sie dies alles für mich ausgelöst haben. Es macht nichts wenn es zu keinen [!] Vortrag kommt wichtig ist für mich das, dass ich nach jahrelanger Verstockung auf einmal wieder gefügig wurde und gehorchsam [!] der zweitgrössten Begier meines Wesens, der - sich mitzuteilen.

Bitte verzeihen Sie mir, dass Sie so unversehens in diesen Ausbruch geraten sind, ich hab, bei Gott, nicht gewusst, dass es mich so überkommen wird. Wenn es Ihnen peinlich ist, verbrennen Sie das Ganze schnell aber schimpfen Sie mich nicht zusammen bitte, sonst verschlägt es mir am End die Rede für ganz und anderseits könnte es ja doch sein, dass ich es noch[8] einmal zu einem Apfel bring der nach was schmeckt und Kerne hat. Das hier schaut ja ganz nach einem verspäteten wüsten Blätterfall aus.

[ab hier: handgeschrieben]

Ehrlich gesagt ich hab jetzt ein sehr schlechtes Gewissen, wie man es nur bekommt für Sünden wider den Geschmack. Aber vorher hatte ich überhaupt keines und das ist noch schlimmer. Andersen und Tania Blixen könnten so einen Brief ertragen ohne sich für den Schreiber zu schämen. Ich nicht! Ich würde ihn sofort verbrennen und zu niemanden [!] was davon sagen und dem, der mir das geschrieben hat niemehr schreiben es sei denn, daß ich eine gräßliche Sünde hätt die ich damit abzubüßen versuchte. Ich glaube nicht, daß Sie das not haben [2/ S. 122:] und ich rate Ihnen ernstlich Ihre Empfindungen ja nicht aus Freundlichkeit und Gutherzigkeit zu vergewaltigen.

Für mich selber bin ich aber trotz allem froh, daß ich endlich wieder hab schreiben können. So bitterlich hungert man danach, daß man das schlimmste aller Gefühle dafür auf sich nimmt.

Vielleicht ist aber auch alles ganz anders? Am schönsten wäre es, wenn Sie über meine Angst und mein »schlimmes Gefühl« lachen könnten damit würde alles ausgelöscht.

Und jetzt: Gute Nacht! Und nocheinmal [!] Dankeschön für Ihren Brief. Und falls Sie mir am End doch nicht bös sind, dann bitte grüßen Sie alle die mir je geschrieben haben herzlich.

(Gottes Wege sind ein bißchen sonderbar, manchmal kommt er sogar über Dänemark her um jemanden in St. Stefan unversehens aufzuschütteln. Natürlich ist dann dieser Jemand zuerst noch eine Weile ganz durcheinander u. sieht überall noch die Gespenster seines Alpdrückens.) Gott behüte Sie!

Christine Lavant.


P. S. Das Lavanttal-Heft geht mit der gleichen Post als Drucksache ab.



Typoskript mit Unterschrift, gelocht. Die Verso-Seite und die letzten Zeilen der Vorderseite des letzten Blattes: Autograph.

Maria Crone hat den ersten Abschnitt sowie den ersten Satz des nächsten Absatzes durchgestrichen (für eine etwaige Radiosendung oder für einen Vortrag). Auch in der Mitte sind Textsequenzen gestrichen, die hier aber wiedergegeben sind. Außerdem ändert sie einmal »Tania Blixen« in »Xenia Blixen« und erklärt bzw. ändert einige aus der österreichischen Umgangssprache stammenden Wörter (vgl.die entsprechenden Anmerkungen). Christine Lavant war sich indes ihres Idiolekts sehr bewußt. In einem Brief an Gerhard Deesen schreibt sie: »Mein Hochdeutsch ist übersetzter Dialekt. Darf ihn nicht aufgeben, sonst geschieht mir ein Schaden, wirklich!« (In: Lavant, Kunst, a. a. O., S. 233).

König Fredrik ehrte Maria West für ihre kulturellen und humanitären Verdienste mit dem Schlag zum Ritter des Dannebrogordens.

Die »Hausfrau« ist die Kaufmannsfrau Gertrud Lintschnig, in deren Haus Christine Lavant 1950 zunächst eine Dachkammer bezog und bis zu ihrem Tod 1973 wohnte.

Das »Lavanttaler Heimatbuch« mit dem Gedicht »Sehr schön ist alles« von Christine Lavant ist 1954 im Verlag Ploetz in Wolfsberg erschienen.

Zu der geschilderten Szene aus ihrer Kindheit, in der Christine Lavant wegen ihres Aussehens beschimpft wurde, findet sich eine Parallelstelle in der autobiographisch gefärbten Erzählung »Das Kind« (S. 16): »Ganz glatt und rund wird mein Gesicht sein [...]. Und keine Wunden werden mehr sein, und nie mehr werde ich, wenn ich wieder heimkomm, mitten unter den andern in die Schule [2/ S. 123:] gehn, und die werden was eine Wut haben, weil sie mich dann nimmer ausspotten können.«


An Maria West-Crone [21. 6. 1957]

Christine Lavant
St. Stefan i. Lavanttal
Kärnten Österreich.

am 21. 6. 57.

Liebe gute Frau Maria Crone!

Schon mit Ihrem letzten Brief hatte ich eine solche Freude, dass ich ihn tagelang im Kittelsack herumgetragen hab weil Sie mir gar so lieb und freundlich geschrieben hatten, wo ich doch darauf gefasst gewesen bin, dass Sie es überhaupt nimmer tun würden. Warum ich das befürchtet hatte weiss ich selbst nimmer genau, aber was überhaupt wissen wir von den Ursachen unserer Ängste und dergleichen?

Begeistert hat mich Ihr lustiges und tapferes Bekenntnis, dass Sie sehr ehrgeizig sind. Wer getraut sich denn schon noch sowas von sich zu sagen? Ich finde das herrlich. Und ich wünsche Ihnen dass Sie das noch lange bleiben sollen und dass Sie immer genug Anerkennung finden, kriegen sollen, um den Ehrgeiz bei Kräften zu erhalten. Gefühle jeder Art brauchen ja auch ihr tägliches Brot wenn sie nicht verkümmern sollen. ... Laut Horoskop soll auch ich sehr ehrgeizig sein, aber entweder bin ich zu verkrampft um das vor mir selber zuzugeben oder spüre ich es nur deshalb nicht richtig, weil ich nach anderem noch viel geiziger aus bin als nach Ehre nämlich: Nach menschlicher Wärme.

Ich bin so froh, dass in Dänemark jetzt eine Hand voll Leute gut an mich denkt. Sowas hilft der Einsamkeit ein wenig ab. Ich danke Ihnen und all Ihren Bekannten vielmals und herzlich für alles gute Gedenken, bitte richten Sie das allen aus. Nein, das Lavanttaler-Heimatbuch brauchen Sie natürlich nicht zurückgeben, die Hausfrau hat es für ganz hergegeben sie ist überhaupt ein Dreiviertel-Engel, das kann ich mit Bestimmtheit sagen weil wir uns schon über 20 Jahre kennen und fast tägl. beisammen sind und uns also durch und durch kennen, das heisst, ich sie. Sie ist ein Kuriosum an Gutsein Einfachheit und Sturität. Wenn ich sie nicht gehabt hätte wäre ich wohl, längst ehe ich zum Dichten gekommen bin, verhungert. (samt meinem Mann, der [2/ S. 124:] schon 78 Jahre alt ist und so lange ich ihn kenne ohne jedes Einkommen.)

Dänemark muss herrlich sein überhaupt alle Nordländer. Die hellen Nächte und das Meer wie gut ich mir alles vorstellen kann. Als Kind war ich einmal für sechs Wochen an der Ostsee zur Erholung und hab damals schon die so fremde so herbherrliche Landschaft bis ins Herz hinein empfunden was aber nicht verhinderte dass ich bis zum letzten Tag noch meinte sterben zu müssen vor Heimweh. Wenn mich bloss wer angeredet hat sind mir schon die Tränen heruntergeschossen wie Bachwasser.

Bei uns toben sich jetzt Nacht für Nacht Gewitter aus immer mit Hochwasseralarm und tagsüber ist es schwül wie in einer Waschküche. Man wird davon noch blöder als man ist. Da ist es gut sich das nordische Meer vorzustellen.

Es freut mich so dass Sie das Krüglein mögen. Ich mag es ja auch aber wenn man vom Verleger immer und immer wieder die Klage hört dass die Bücher nicht gekauft werden, dann kriegt man mit der Zeit so ein Schuldgefühl dass man sich vor den eigenen Büchern fürchtet.

Heute - ist die »Sandalenmachergasse« gekommen. Ich war in keiner Weise darauf gefasst und hab das Paket sogar ein wenig ängstlich aufgemacht. Aber dann! Fast hätte ich vergessen das Geschirr abzuwaschen weil ich die unvergesslich-grässlich-herrliche Grossmutter wieder bei mir hatte. Nein das Buch hat in der langen Zeit gar nichts für mich verloren. Das hätt ich nie gedacht. Meist kann man nach Jahren nicht mehr verstehen was einen früher an einem Buch so entzückt hat. Aber dieses hier hat - glaube ich - noch viele neue Entzückungen für mich aufgespart weil ich jetzt ja doch ganz ganz anders lese als ich es damals konnte -. »Damals« - wie sonderbar das ist! Als wäre ich inzwischen einigemale gestorben hätte einige Schicksale überstanden und hinter mich gebracht um in diesem neuen hier zu erwachen und dasselbe Buch in den Händen zu haben die nun ganz andere Hände sind einen anderen Namen unter die Briefe schreiben unter Brief [!] die nach Dänemark gehen.

Es ist fast eine zu grosse Veränderung für ein einziges Leben ... Nicht nach aussen hin. Daran hat sich wenig geändert. Ich wohne im selben Ort und in einer ähnlich armseligen winzigen Dachstube wie damals mit fast denselben [!] Bekanntenkreis und doch geht ein Sprung durch alles. ... Ob sie annähernd begreifen können in welch sonderbaren Zustand mich Ihr liebes herrliches Geschenk gebracht hat? Dieses plötzliche Gewahrwerden aller Veränderung! Ich glaub ich hab es noch nie so wach empfunden es ist alles wie ein Traum ober- [2/ S. 125:] halb an mir vorbeigegangen. Ich glaube mein Kern hat die ganze Zeit geschlafen. An ihm ist alles vorbeigeschehen.

Ich werde heute wohl die ganze Nacht in der Sandalenmachergasse verbringen. Ich freu mich schon so darauf!!!

Draussen brütet schon wieder ein Gewitter. Der Himmel ist wie eine alte Speckschwarte die dort wo die Sonne sein soll ein wenig anschmilzt. Es ist alles so unwirklich. Ich bin so froh dass ich das Buch habe. Bei diesem Buch kann man nämlich unmöglich schwermütig oder gar selbstmörderisch werden. Es ist so abgefeimt frech lustig und tapfer dass man selbst auch von all dem ein wenig wird. Und das gerade ist not bei so einer Weltuntergangsstimmung.

Liebe Frau Maria Crone ich danke und danke Ihnen und kann es doch nie genug tun. Hoffentlich kriegen Sie noch viel und gutes Brot für Ihren tapferen Ehrgeiz der Sie mir so schrecklich sympathisch macht. Lassen Sie die anderen ruhig »ironisch« lachen, wenn sie selber einen Orden bekämen würde es sie ganz bestimmt ebenso freuen nur hätten die wenigsten den Mut und die Nobless das zuzugeben. Die Wahrheit ist immer nobel ganz gleich was sie offenbart.

Bitte vergessen Sie nicht alle Unbekannt-Bekannten herzlichst von mir zu grüssen und bitte sagen Sie allen dass ich so froh und so dankbar bin wenn sie manchmal gut an mich denken.

Innigst grüsst Sie und dankt Ihnen

Christine Lavant../.

Bitte verzeihen Sie mir die vielen Klopffehler und all das hineingeflickte, ich bin ganz durcheinander u. vor allem sehr schwindlig (von den Schlafpulvern.)



Typoskript mit Unterschrift, gelocht.

An Gerhard Deesen schreibt Christine Lavant am 10. April 1962 über die positive Aufnahme ihrer Erzählung »Das Krüglein«: »Mich freut besonders, daß Sie das ›Krüglein‹ mögen. Heimlich mag ich es ja auch, aber nicht so berechtigt und eindeutig wie die Romane einiger moderner Autoren.« (In: Lavant, Kunst, a. a. O., S. 235).


Apparat

1] Korrigiert von fremder Hand: Juni.

2] Darunter: Unterschrift Christine Lavants.

[2/ S. 126:]

3] Orthographiefehler und eingeklammertes Fragezeichen im Original, gemeint ist offensichtlich: außertürlich.

4] Andere Lesart: 14. 7. 57.

5] Darüber von fremder Hand: Kochtöpfe.

6] Gestrichen von fremder Hand: keuschlern; darüber: bauern.

7] Darüber in Handschrift: aussätzige.

8] Andere Lesart: doch.





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