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Andreas Brandtner: Bericht über die Arbeitstagung der österreichischen Literaturarchive am Forschungsinstitut Brenner-Archiv in Innsbruck, 22./23. April 1998 (29. 12. 2001). In: Sichtungen online, PURL: http://purl.org/sichtungen/brandtner-a-10a.html ([aktuelles Datum]). - Auch in: Sichtungen 2 (1999), S. 292-294.

Andreas Brandtner
Wiener Stadt- und Landesbibliothek
Handschriftensammlung
Rathaus, A-1082 Wien
Adressinformation zuletzt aktualisiert: 2000

Bericht über die Arbeitstagung der österreichischen Literaturarchive am Forschungsinstitut Brenner-Archiv in Innsbruck, 22./23. April 1998

Andreas Brandtner


[2/ S. 292:] Nach den Treffen in Wien, Bregenz und Salzburg fand die vierte Arbeitstagung der österreichischen Literaturarchive am 22./23. April 1998 am Forschungsinstitut Brenner-Archiv in Innsbruck statt. Ziel dieser Konferenzen ist es, die Kooperation zwischen den beteiligten Institutionen weiter zu stärken sowie Sachprobleme gemeinsam zu diskutieren und zu bewältigen.

[2/ S. 293:] Am Beginn des Innsbrucker Treffens stand ein Kurzbericht über das Projekt »Vernetzung der österreichischen Literaturarchive« von Andreas Brandtner (ÖLA). Hinsichtlich der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (Unterausschuß für Nachlaßerschließung) herausgegebenen »Regeln zur Erschließung von Nachlässen und Autographen« (RNA) wird derzeit ermittelt, unter welchen Bedingungen eine Teilnahme Österreichs bei der Weiterentwicklung dieses Regelwerks möglich ist. In bezug auf die EDV-gestützte Aufnahme wurde ein durchlässiges Modell, das die jeweiligen Möglichkeiten der einzelnen Institutionen berücksichtigt, skizziert: 1. Beteiligung am neuen Bibliothekenverbund Österreichs oder 2. Arbeit mit allegro-HANS bzw. einer geeigneten, bereits laufenden Datenbank oder 3. Eingabe in ein Textverarbeitungsprogramm nach den Kategorien der RNA oder 4. schriftliche Aufnahme in ein Erfassungsformular ebenfalls nach den Kategorien der RNA.

Von Ingrid Schramm (ÖLA) wurde das Signaturensystem des ÖLA vorgestellt. Dieses System entspricht dem Erschließungsschema der RNA und geht von drei Ordnungseinheiten aus: der Akzessionsnummer, den Materialarten der RNA (Werkmanuskripte / Korrespondenzen / Lebensdokumente / Sammlungen) und schließlich einer Stückzählung, die als Numerus currens gebildet wird.

Es folgte ein Bericht von Gerhard Renner (Wiener Stadt- und Landesbibliothek) über das Vorhaben, das österreichische Nachlaßverzeichnis (»Handbuch der Nachlässe und Sammlungen österreichischer Autoren«) im World Wide Web zugänglich zu machen. Bedacht werden müssen dabei sowohl rechtliche (Datenschutz, Werknutzungsrechte) als auch technische Probleme. Mit Rücksicht auf eine finanz- und arbeitszeitschonende Lösung fiel die Entscheidung auf den Einsatz einer Datenbank, die Recherchen mit den Booleschen Operatoren erlaubt sowie Aktualisierungen und globale Änderungen vereinfacht. In der Diskussion zu Renners Referat wurde einhellig betont, daß das Verzeichnis der Nachlässe möglichst vollständig ins WWW übernommen werden sollte und nicht bloß die Einträge zum Namen und Standort (vgl. dazu auch den Beitrag von Gerhard Renner im vorliegenden Band).

Anschließend hielt Walter Methlagl (Forschungsinstitut Brenner-Archiv) einen Vortrag zum Zusammenhang von Forschung und Archivierung. In Rückblick auf Christoph Königs Berufsbild des »wissenschaftlichen Archivars« gehört zum literaturarchivalischen Aufgabenbereich neben den Erfassungsstrategien und Katalogisierungspraktiken auch die Entwicklung eigener Forschungskonzepte. Methlagl hob drei Gründe hervor: Erstens ist aus erkenntnistheoretischer Perspek- [2/ S. 294:] tive zu beachten, daß sich die Relevanz des tradierten Materials nur durch Forschungstätigkeit eröffnet. In erschließungs- und verwaltungsmäßiger Hinsicht ist zweitens zu konstatieren, daß eine Bearbeitung nach hermeneutischen Gesichtspunkten - d. h. in Verbindung mit einem Editions- oder sonstigen Forschungsprojekt - einen Erkenntnisgewinn über die inneren Zusammenhänge eines Nachlasses bzw. mehrerer Nachlässe darstellt und somit für die Ordnung des Materials entscheidend wird. Schließlich ist drittens die Notwendigkeit der Kooperation mit allen literaturwissenschaftlichen Teilbereichen - von der Literaturtheorie bis zur Empirie - zu akzentuieren. Erst durch Forschung wird das Archiv zum Motor einer kulturellen Entwicklung, die den Reichtum der Überlieferung in ihrer inneren Kohärenz einsichtig und für gesellschaftliche Entscheidungen verfügbar macht.

Vom Treffen der VÖB-Kommission für Nachlaßbearbeitung berichtete in der Folge Volker Kaukoreit (ÖLA). Behandelt wurden Fragen rund um die Verwaltung, Erschließung und Aufnahme von Nachlaß-Bibliotheken. Für die nächste Sitzung wurde unter anderem die Regelung einheitlicher Erwerbunsverträge angesetzt.

Zum Ende der Tagung hatten die österreichischen Literaturarchive die Möglichkeit, ihre Schriftenreihen und periodischen Publikationen zu präsentieren. Vorgestellt wurden dabei die Reihen und Periodika des Adalbert-Stifter-Instituts des Landes Oberösterreich (Linz), der Dokumentationsstelle für neuere österreichische Literatur (Wien), des Forschungsinstituts Brenner-Archiv, der Forschungsstelle und des Dokumentationszentrums für österreichische Philosophie und des Franz Nabl Instituts für Literaturforschung (Graz). Beendet wurde das Treffen mit einer Präsentation der Website des Literaturhauses in Wien (http://www.literaturhaus.at/) von Heinz Lunzer (Literaturhaus).

Die nächste Arbeitstagung der österreichischen Literaturarchive wurde im April 1999 in Linz am Adalbert-Stifter-Institut des Landes Oberösterreich abgehalten.

Andreas Brandtner




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