Der Wiederaufbau der Wiener Vorstädte nach der Türkenbelagerung von 1683 sowie die Errichtung eines Verteidigungswalles um die Vorstädte (1704) gaben Anlass zur Anfertigung einer genauen und den aktuellen Gegebenheiten entsprechenden Karte. Diese Aufgabe wurde zwei in Wien tätigen Italienern, Leander Anguissola (1653–1720) und Johann Jacob Marinoni (1676–1755), übertragen. Anguissola war hochrangiger Militäringenieur und Kartograph, 1717 wurde er zum ersten Direktor der österreichischen Militärakademie ernannt. Marinoni war Hofmathematiker und wurde nach Anguissolas Tod dessen Nachfolger an der Militärakademie.

Abb.: Leander Anguissola, Johann Jacob Marinoni, Wien, 1704, Accuratissima Viennae Austriae Ichnographica Delineatio, 1:5.400, südostorientiert (Wien 1704), kolorierte Handzeichnung, 175 x 139,5 cm, ÖNB/KAR: AB 7 A 76

Unter Einbeziehung des Hofarchitekten Lucas Hildebrand und des Festungsbaumeisters Werner Arnold Steinhausen schufen die beiden Kartographen 1704/05 eine großformatige Karte. Erstmals wurde nicht nur die innerhalb der Mauern gelegene Residenzstadt, sondern auch die Vorstädte in großem Maßstab dargestellt. Als Grundlagen dienten ein 1680 fertiggestelltes Holzmodell von Daniel Suttinger und für die Vorstädte Vermessungen. Dies ergab jedoch eine beträchtliche Differenz in der Genauigkeit, und so fertigte Steinhausen 1710 einen auf Vermessungen basierenden Plan der ummauerten Stadt an. Die Anguissola-Marinoni Karte ist die erste moderne, großmaßstäbige Gesamtdarstellung der Stadt Wien. Sie reicht im Norden und Nordosten weit in das Umland hinein, beinahe die Hälfte der Karte werden von der Donau und ihren Auen eingenommen. Der Text am unteren Rand beinhaltet eine kurze Stadtgeschichte und eine 377 Positionen umfassende Legende, die eine genaue Identifizierung von Gebäuden und Örtlichkeiten ermöglicht. Die Karte trägt keinen Autorenvermerk – kann aber aufgrund eines zweiten datierten und signierten Exemplars (im Kriegsarchiv) zweifelsfrei zugeordnet werden.

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