28. April 2015 – 10. Mai 2015

1945 ist ein Schlüsseljahr in der Geschichte Österreichs: Mit der Befreiung durch die Alliierten endete der Zweite Weltkrieg, die Unabhängigkeitserklärung des Landes am 27. April markiert den Beginn der Zweiten Republik. Die Österreichische Nationalbibliothek beleuchtet im Gedenkjahr 2015 mit teils noch nie gezeigten Originaldokumenten in der Ausstellung „1945. Zurück in die Zukunft“ den mühevollen Neubeginn Österreichs als eigenständige Nation.

Kuratiert vom renommierten Zeithistoriker Univ.-Prof. DDr. Oliver Rathkolb, veranschaulichen 17 thematische Kapitel, mehr als 40 ausgewählte Exponate und zwei Medienstationen die zentralen politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Weichenstellungen des Jahres 1945. Eines Jahres, das geprägt war von NS-Verfolgungstraumata und sozialer Not, von der Suche nach einer neuen Identität in der kulturellen Vergangenheit und der Hoffnung auf eine demokratische Zukunft.

27. April 1945: Die Wiedergeburt Österreichs

„Verzagt nicht! Fasset wieder Mut! Schließt Euch zusammen zur Wiederaufrichtung Eures freien Gemeinwesens und zum Wiederaufbau Eurer Wirtschaft! Vertagt allen Streit der Weltanschauungen, bis das große Werk gelungen ist! Und folgt in diesem Geiste willig Eurer Regierung!“ Mit diesem leidenschaftlichen Aufruf von Staatskanzler Karl Renner an die Bevölkerung konstituierte sich am 27. April 1945 die erste, provisorische Regierung des befreiten Österreichs. Noch am selben Tag war der Regierungsbildung die „österreichische Unabhängigkeitserklärung“ vorangegangen, in der die Republik Österreich als „wiederhergestellt“ und der „aufgezwungene“ „Anschluss“ an Deutschland 1938 als „null und nichtig“ bezeichnet wurde. Ein politischer Befreiungsschlag, der sieben Jahre Nationalsozialismus, in denen Österreich nicht existiert hatte, mit einem Mal beendete. Und ein Gesinnungswandel, denn 1938 war Renner noch für den „Anschluss“ an das nationalsozialistische Deutschland in deutschen und britischen Zeitungen eingetreten.

Militärisch war längst alles entschieden. Am 13. April hatte die Rote Armee den blutigen „Kampf um Wien“ gewonnen, 18.000 deutsche und 19.000 sowjetische Soldaten hatten dabei ihr Leben gelassen.

Die Sowjets waren es denn auch, die die neue Regierung als Erste anerkannten. Ein Bild, das fast schon zur Ikone geworden ist, zeigt in der Ausstellung, wie sich Karl Renner und der damalige Wiener Bürgermeister Theodor Körner kurz nach der Anerkennung unter dem – allerdings organisierten – Jubel der Bevölkerung auf den Weg zum Parlament machen. 

Die einmarschierenden Westalliierten standen der provisorischen Regierung anfangs skeptisch gegenüber, nicht zuletzt weil mit Franz Honner und Ernst Fischer – sein Notizbuch mit politischen Erinnerungen ist im Original ausgestellt – gleich zwei KPÖ-Mitglieder die Schlüsselministerien für Inneres und für Unterricht führten. Briten und Amerikaner hatten in ihren Besatzungszonen zunächst jede politische Betätigung untersagt. Erst mit der gesamtösterreichischen Länderkonferenz und der Erweiterung der Staatsregierung mit Politikern aus Westösterreich wurden die Voraussetzungen geschaffen, um am 20. Oktober 1945 die Anerkennung der Regierung Renner von allen vier Besatzungsmächten zu erreichen. Der Schritt zu demokratischen Wahlen – den ersten seit 1930 – war damit getan.

Die Verwendung des zur Verfügung gestellten Bildmaterials im Rahmen der Berichterstattung über Ausstellungen der Österreichischen Nationalbibliothek ist kostenfrei. Copyright, falls nicht anders angegeben: Österreichische Nationalbibliothek

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