Schoßhunde: Trendige Accessoires bei Hofe

Forschung

24.08.2020
Bilder und Grafiken
Gemälde von kleinem Hund auf grün-goldenem Kissen
Frage: Bei der Recherche in » ÖNB Digital bin ich auf ein Bild von Erzherzog Anton Viktor gestoßen, auf dem dieser mit einem kleinen Hündchen abgebildet ist. Wo kann ich Informationen zu am Hof gehaltenen Schoßhunden finden?
Wie wird’s gemacht? Unser Rechercheweg Step by Step:
  • Step 1: Recherche im Online-Katalog QuickSearch

Zum Einstieg in die Thematik empfehlen wir die Suche über unseren Online-Katalog » QuickSearch. Mit den Suchbegriffen „Habsburger“ und „Tiere“ erhalten wir verschiedene Ergebnisse, darunter auch den Ausstellungskatalog » Echt tierisch! Die Menagerie des Fürsten, der uns erste Einblicke in die Welt der kaiserlichen Haustiere gewährt.

Abb. 2: Einfache Suche in QuickSearch

Tatsächlich hielten sich zahlreiche adelige Damen (und Herren) am Hof Schoßhündchen. So umgaben sich beispielsweise Erzherzog Ferdinand II. (1529–1595) sowie König Philipp II. von Spanien (1527–1598), aber auch Kaiserin Maria Theresia (1717–1780) gern mit diesen „Gesellschaftshunden“, denen selbstverständlich auch edle Namen gegeben wurden.

Vor allem der als äußerst lebhaft und verspielt beschriebene Zwergspaniel erfreute sich großer Beliebtheit. Innerhalb der gehobenen Schichten wurden die kleinen Hündchen auch gerne als außergewöhnliche Geschenke verschickt.

Für ihre Lieblinge erwarben die adeligen Damen und Herren – ähnlich den heutigen It-Girls – luxuriöse Halsbänder und kostbare Leinen. Außerdem ließen sie sich mit ihren Hunden porträtieren bzw. ließen sie Porträts einzelner Tiere anfertigen, so dass noch heute zu erkennen ist, welchen besonderen Stellenwert die vierbeinigen Accessoires am Hof genossen.


Abb. 3: »Marie Josefa, Erzherzogin von Österreich (1699-1757), zusammen mit August III., König von Polen (1696-1763). Finden Sie das Hündchen?

Hinsichtlich ihrer Charaktereigenschaften werden die noblen Caniden in den meisten Fällen als zutraulich und treu beschrieben, jedoch dürfte es am Hofe auch weniger wohlerzogene Artgenossen gegeben haben: bei der Recherche stoßen wir auf Aufzeichnungen des Präfekten der Hofbibliothek, Peter Lambeck, wonach der Hund des Kaisers beim Besuch der Bibliothek zwei Bücher zerstörte; ein weiterer Besuch des Hundes „Delphin“ verlief ohne Zwischenfälle (vgl. » Peter Lambeck (1628-1680): Leben und Werk, S. 104; ein Digitalisat des Originaldokuments finden Sie » hier).

Falls Sie sich für weitere Einzelheiten zur Erfolgsgeschichte der Schoßhündchen interessieren, liefert eine Katalogsuche mit dem Begriff „Schoßhündchen“ zusätzliche Ergebnisse.

  • Step 2: Suche im historischen Zeitungs- und Zeitschriftenbestand

So wie auch wir heute von Boulevardmedien über das Wohlbefinden der Schoßhündchen der Promis auf dem Laufenden gehalten werden, so sorgten auch bereits die vierbeinigen Begleiter der Habsburger für Schlagzeilen.

Für die Recherche nach damals aktuellen Meldungen zu den kaiserlichen Haustieren bietet sich die Suche in unseren digitalisierten historischen Zeitungsbeständen an. Über die Volltextsuche in » ANNO (AustriaN Newspapers Online) erhalten wir mit den Suchbegriffen „Majestät Hündchen“~10 (gesucht werden also die beiden Begriffe „Majestät“ und „Hündchen“ im maximalen Abstand von 10 Wörtern) zahlreiche Ergebnisse. Vor allem die tragische Geschichte des kleinen „Farkas“, des Hündchens von Kaiserin Sisi (1837–1898), erregt unsere Aufmerksamkeit: das arme Tier war voller Sehnsucht nach seinem Frauerl den ganzen Weg von Gödöllo nach Wien gelaufen, um vor Erschöpfung im Schoß der Kaiserin zu sterben.

Tatsächlich berichteten Zeitungen des Öfteren über verlorengegangene Haustiere berühmter Persönlichkeiten, wie Sie bereits wissen, wenn Sie unseren » Blogbeitrag über Katharina Schratt gelesen haben.

Glücklicherweise finden sich im digitalen Zeitungslesesaal auch weniger dramatische Meldungen: Wir führen eine weitere Suche in ANNO durch, diesmal mit den Begriffen „Kaiserin Hündchen“~10:

Abb. 5: Suche in ANNO

Wie bereits erwähnt, waren die kleinen Hündchen als Geschenke äußerst beliebt; man erkannte bereits damals die Vorzüge von Hunden, die aufgrund ihrer zierlichen Gestalt in Rocktaschen herumgetragen werden konnten:

Aufgrund der geringen Körpergröße besteht durchaus Verwechslungsgefahr mit anderen Kleintieren, wie zum Beispiel (Oster-)Hasen:

  • Step 3: Recherche nach aktuellen Zeitungsbeiträgen

Interessant sind für uns jedoch nicht nur historische Zeitungsartikel, sondern auch aktuellere Beiträge. In der lizenzierten Datenbank » Wiso Presse [zur Benützung benötigen Sie eine gültige Jahreskarte] erhalten wir mit den Suchbegriffen „Habsburger“ und „Schoßhündchen“ (bzw. „Hündchen“) einige relevante Treffer.

In der „Wiener Zeitung“ finden wir einen » Beitrag über Bernd Lötsch, den ehemaligen Generaldirektor des Naturhistorischen Museums, der ein ganz besonderes Objekt aus dem Bestand des Museums vorstellt: ein Präparat eines Zwergspaniels. Zwar befand sich das Hündchen früher im Besitz der Habsburger, ob es sich dabei aber tatsächlich – wie häufig angenommen wurde – um das Schoßhündchen von Kaiserin Maria Theresia handelt, ist bis heute leider nicht geklärt.

  • Step 4: Suche nach Bildern

Schließlich möchten wir uns noch einige Porträts der vornehmen Haustiere ansehen. In » ÖNB Digital werden wir mit dem Begriff „Schoßhündchen“ auch gleich fündig:

Abb. 9: Suche in ÖNB Digital

Die drei Kunstwerke stammen von » Matthias Schmutzer, der als Hofbotanikmaler die Tier- und Pflanzenwelt am Hofe von Kaiser Franz II. (1768-1835) festhielt.

Auf diesen Bildern sind die Hündchen charakteristischerweise mit edlen Halsbändern ausgestattet und posieren auf kunstvoll verzierten Kissen:


Abb. 10: »Schoßhündchen, 1800

Auch heute werden die putzigen Vierbeiner mit verschiedensten Accessoires ausgestattet und in modischen Taschen transportiert. Beliebt sind sie jedoch nicht nur bei Prominenten!

Fest steht: In die Bibliothek dürfen Schoßhündchen nicht mitgebracht werden, auch dann nicht, wenn sie in eine Bibliothekstasche passen.


Abb. 11: Schoßhündchen müssen in der Bibliothek leider draußen bleiben.


Können wir Ihnen bei Fragen zu diesem oder einem anderen Thema helfen? Kontaktieren Sie unsere BibliotheksexpertInnen:

Abt. Kundenservices, Leserberatung und Schulungsmanagement
Josefsplatz 1
1015 Wien

Persönlich: Mo.-Fr. 9 – 19 Uhr
Tel.: +43 1 534 10-444
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» Live-Chat: Mo.-Fr. 9 – 19 Uhr
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