Das Wandern ist des Müllers Lust

Bibliothek

24.08.2021
Geschichte in Geschichten

Autorin: Elisabeth Briefer

Eine Genusstour durch die vielfältigen Bestände der Österreichischen Nationalbibliothek

Das Wandern gilt als Volkssport der ÖsterreicherInnen. Kein Wunder! Haben wir doch unzählige Trainingsgeräte quasi vor der Haustür. Besonders im Spätsommer und Herbst, wenn die Tage noch etwas länger sind und die Wetterlage Stabilität verspricht, treibt es uns in die Berge. Und mit einem Liedchen auf den Lippen lassen sich Höhenmeter noch viel leichter bezwingen. Begleiten Sie uns auf eine Tour durch die Online-Ressourcen, Magazine und Bücherspeicher der zentralen Archivbibliothek unseres Landes.

Da wir aus dem Vollen schöpfen können, steigen wir mit zwei historischen Stimmungsbildern in die Materie ein:

Abb. 1:  Wanderer, 1930. Ohne Zweifel haben sich die Burschen das verdient: eine selbst mitgebrachte Jause und ein Schläfchen unter freiem Himmel – herrlich erholsam!
Abb. 2: Ennstaler Alpen, 1932. Die Königsdisziplin in den Bergen ist das Klettern. Dieser Bergfex hat sich einen schwierigen Weg auf einen der Gipfel im Gesäuse in der Steiermark ausgesucht: über die schroffen Wände der nördlichen Kalkalpen.

Das Wandern ist des Müllers Lust

Wussten Sie, dass der Titel dieses Liedes ursprünglich die erste Zeile eines Gedichtes von Wilhelm Müller war, das bereits 1821 mit dem Titel „Wanderschaft“ erschienen ist?

Abb. 3: Meisterkonzerte - Landeshauptstadt St. Pölten, 1997.

Wie dieses Plakat zeigt, wird das Stück mit Franz Schubert in Zusammenhang gebracht. Kein Wunder, hat er es doch erstmals 1823 unter dem kürzeren Titel „Das Wandern“ vertont. Einen illustrierten, auf Büttenpapier gedruckten und in Leinen mit Fadenheftung gebundenen Luxus-Nachdruck archiviert unsere Handschriftensammlung: darin wurden die Gedichte von Wilhelm Müller vollständig übernommen, die Noten nur teilweise zitiert.

Aber eigentlich hat ein anderer die uns heute geläufige Version verfasst.

Abb. 4: Karl Zöllner hat 1844 den Wander-Evergreen als vierstimmigen Chorsatz für Männerchöre geschrieben.
Abb. 5: „Müllers Wanderlust. Das Wandern ist des Müllers Lust. von Zöllner. Nr. 1. Zwei Wanderlieder“ ist ein offensichtlich oft verwendetes Exemplar aus dem Bestand des Österreichischen Volksliedwerkes, das zum Glück schutzdigitalisiert wurde.

Die ersten Höhenmeter zur Recherche

Für die Recherche zum Thema „wandern“ bietet sich das Portal ÖNB Digital an, das mit seinen intuitiv gestalteten Tools eine sehr einfache Suche nach digitalisierten Beständen bietet. Im Juni 2021 wurde dem System ein optischer und struktureller Relaunch verpasst: nun ermöglicht es einen noch besseren Überblick. Die toll bebilderte Startseite macht Lust auf Entdeckungstour zu gehen, denn sie zeigt jahreszeitlich kuratierte Zusammenstellungen von Rechercheergebnissen zu unterschiedlichsten Themen. Prompt findet sich dort auch eine, die zu unserem Blogbeitrag passt: der Titel ist „Gipfel“ und zeigt als Vorschaubild ein Plakat vom Ötztal / Tirol. Finden Sie es in ÖNB Digital?

Wir bleiben bei unserer Recherche allgemeiner und tippen ebenda in das Suchfeld „wander*“ ein: gefunden werden hierbei alle Ergebnisse, die in den Metadaten (also in den AutorInnen-, Titel-, Verlags-, Schlagwortfeldern, nicht in den Inhalten von Werken) mit „wander…“ beginnen wie zum Beispiel: „Wanderer“, „wandern“, „wandernde“, „Wanderlust“ usw.

Schauen wir uns die ungefähr 2.300 starke Ergebnisliste an: mit den Filterfunktionen auf der linken Seite - oder bei mobilen Endgeräten unterhalb - der Trefferliste können wir rasch auf einen von uns bevorzugten Medientyp umstellen. Wählen wir zunächst „Karte“ aus und erfreuen uns an den historischen, kolorierten Landschaftsplänen.

Abb. 6: Wanderkarte mit Waldaufdruck und Wegmarkierung: Unterdrauburg, 1881.

Natürlich ist in ÖNB Digital nicht der Gesamtbestand an für unsere Wanderungen nötigen Landkarten zu finden. Noch nicht Digitalisiertes, wie aktuelles Kartenmaterial und auch Reiseführer & Co., können Sie in unserem Bestandskatalog QuickSearch suchen, vorbestellen und in der jeweiligen Abteilung bzw. Sammlung einsehen. In diesem Falle wäre das die Kartensammlung, die sich am Josefsplatz 1, linkes Seitentor, befindet. Hinweise zur Vor-Ort-Benützung von Objekten finden Sie auf der Website dieser Sammlung.

Die richtige Ausrüstung

Geeignete Kleidung und unbedingt gutes Schuhwerk sollten zur Grundausstattung jeder Wanderin und jedes Wanderers gehören. Schauen wir doch – wieder in ÖNB Digital ─ nach ob sich zu diesem Themenkreis noch mehr Abbildungen finden lassen:

Abb. 7: Sport Havelok, 1895.

Die hier beworbene praktische Bekleidung sieht aber gar nicht so funktionell aus. Heute würden wir „Funktionswäsche“ dazu sagen und sie ist wesentlich bequemer geworden.

Wie in Abbildung 7 ebenfalls zu erkennen ist, war es von jeher eine Erleichterung beim Gehen einen Wanderstock dabei zu haben. Heute verwenden wir eher zwei Stöcke, optimalerweise aus leichtem Carbon und zusammenfaltbar. In früheren Zeiten waren es Gehhilfen aus Holz, wie uns die beiden Promis auf den folgenden Fotografien zeigen.

Abb. 8: Kaiser Franz Joseph mit einem Wanderstock als Begleiter.
Abb. 9: Wie der Vater, so der Sohn ─ Kronprinz Rudolf ist hier in Wanderkleidung mit ebenfalls einem Wanderstock zu sehen.

Um beim Thema „gute Ausstattung beim Wandern“ zu bleiben, erkennen wir anhand des nächsten Fotos DAS „must have“ im Hochgebirge: die knöchelhohen Schuhe.

Abb. 10: Wanderer, 1930. Vorbildlich: die jungen Herrn tragen gutes Schuhwerk auch auf weniger anspruchsvollem Terrain.

Die Topografie Österreichs

Mit 3.798 Höhenmetern unser höchster Gipfel des Landes: der Großglockner. In ÖNB Digital namentlich gesucht erhalten wir fast 800 Treffer. Gezeigt wird an dieser Stelle nur eine imposante Aufnahme, weil wir auch anderen Traumdestinationen einen Platz einräumen wollen.

Abb. 11: Großglockner, undat.

Die Wahl fällt zwar schwer, ist aber auf eine kolorierte, historische Postkarte gefallen: im Vordergrund die Großglockner Hochalpenstraße, im Hintergrund die Pasterze (Gletscher) und der Gipfel des Großglockners.

Es muss aber nicht immer ganz hoch hinauf gehen: andere (Bundes-)Länder haben ebenfalls schöne Gipfel vorzuweisen und auch niedrigere Gefilde haben zweifellos ihre Reize:

Abb. 12: Der Ötscher im Vorfrühling. Seine Bezwingung ist eher für Geübte geeignet, vor allem wenn man über den „Rauhen Kamm“ zusteigt.  
Abb. 13: Ötschergräben, 1922. Diese sind hingegen für Jung und Alt gut zu begehen und bieten imposante Eindrücke der niederösterreichischen Landschaft.  

Kärnten (haben wir ja schon anhand der Postkarte des Gipfels vom Großglockner gezeigt), Salzburg, Tirol, Vorarlberg – hier alphabetisch gereiht, weil ein Bundesland schöner ist als das andere – lassen das Herz von AlpinistInnen jeglichen Alters und Könnens höherschlagen. Ob Almwanderungen oder Hochtouren; für alle ist etwas dabei:

Abb. 14: Kapruner Tal, 1951. Eine historische Ansicht aus Salzburg. Ob diese Dame „Das Wandern ist des Müllers Lust“ beim Aufstieg geträllert hat?
Abb. 15: Tirol, 1974: Werbeplakat des Fremdenverkehrsverbands: ein Bild sagt mehr als tausend Worte.
Abb. 16: Rast unter dem Gipfelkreuz des Piz Buin aus der Silvrettagruppe, 1955, dem höchsten Berg Vorarlbergs, der an der Grenze zur Schweiz liegt und 3.312 m Höhe aufweist. (Beim Thema Sonnenschutz nehmen Sie sich bitte ein Beispiel an dem Herrn rechts!)

Aber auch das Burgenland, Oberösterreich, Steiermark und Wien können mit wunderbar wanderbaren Zielen punkten:

Abb. 18: Schafberg, undat. Die Belohnung nach einem langen, anstrengenden Fußmarsch ist meist die Einkehr in eine Hütte. Im Hotel Schafbergspitze, auf dem gleichnamigen Koloss bei St. Wolfgang, kann man auch bequem übernachten und sich erholen. (Nur zur Info: Auf den Gipfel des Schafberges kommt man auch bequem mit der Schafberg-Bahn.)

Kleines Quiz: Kennen Sie den Namen des höchsten Berges von Wien? Es ist weder der Kahlenberg oder der Leopoldsberg noch der Cobenzl. Vielleicht erkennen Sie ihn anhand dieses Wahrzeichens:

Abb. 19: Wien, vor 1907.

Das hier als Schutzhaus bezeichnete Gebäude ist heute eine Aussichtswarte am Gipfel des Hermannskogels, die vom Österreichischen Touristenclub (kurz ÖTK, einer der Alpinvereine Österreichs) betreut wird. Schon seit 1877 stand an dieser Stelle des höchsten Berges von Wien ein hölzernes Aussichtsgerüst und auf der oberen Plattform des mehr als zehn Jahre später errichteten Gebäudes finden Interessierte heute noch den Fundamentalpunkt der Österreichischen Landesvermessung.

Wir hoffen unsere virtuelle Wanderung durch die Bestände der Österreichischen Nationalbibliothek hat Ihnen gefallen und wir haben Ihre Wanderlust geweckt. Egal wohin es Sie verschlägt, wir wünschen Ihnen einen wunderschönen Wanderherbst! Vielleicht haben Sie ja Lust nach diesen beiden Piktogrammen Ausschau zu halten – uns sind sie bisher nur in ÖNB Digital begegnet.

Abb. 20: Piktogramm, 1991
Abb. 21: Piktogramm (Der Mensch im Auge der Behörde), 1989.  

Über die Autorin: Elisabeth Briefer ist Mitarbeiterin der Abteilungen Informations- und Kundenservices, Leserberatung und Schulungsmanagement in der Hauptabteilung Benützung und Information.

Können wir Ihnen bei Recherchen helfen? Kontaktieren Sie unsere Bibliotheksexpert*innen:

Abt. Kundenservices, Leserberatung und Schulungsmanagement
Josefsplatz 1
1015 Wien

Persönlich: Mo.– Fr. 9.00 – 21.00 Uhr
Tel.: +43 1 534 10-444
information[at]onb.ac.at

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